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5. Apokalypse des Baruch (1-40)

Veröffentlicht am 04.12.2016

 

4. Baruch

4. Apokalypse des Baruch

5. Apokalypse des Baruch (1-40)

5. Apokalypse des Baruch (41-60)

5. Apokalypse des Baruch (61-87)

 

 

 Startseite Apokryphe Schriften

 

 

1. Kapitel: Verkündigung des Untergangs Jerusalems

2. Kapitel: Befehl, die Stadt zu verlassen

.

.

40. Kapitel: Der letzte Fürst wird vom Messias getötet

 

5. Apokalypse des Baruch (syrisch)

 

1. Kapitel: Verkündigung des Untergangs Jerusalems

1

Im 25. Jahr des Judakönigs Jechonias

erging das Wort des Herrn

an Baruch, des Neria Sohn.

Es hieß:

2

Du schautest alles,

was dieses Volk mir angetan;

die Sünden der zwei Stämme, die noch übrig,

daß sie noch zahlreicher, als die der Zehn,

die schon in die Gefangenschaft geraten sind.

3

Die frühern Stämme wurden

von ihren Königen zum Sündigen gezwungen;

doch diese zwei erzwangen es von ihren Königen,

zu sündigen.

4

Deswegen bring ich Unheil über diese Stadt und ihre Bürger;

sie soll für eine Zeit von mir verstoßen sein

und ich zerstreu dies Volk unter die Heiden.

Es soll dabei den Heiden wohl ergehen,

6

mein Volk jedoch gezüchtigt werden.

Dann kommt die Zeit,

wo ihre Friedenszeiten sie ersehnen.

 

 

2. Kapitel: Befehl, die Stadt zu verlassen

1

Dies sage ich zu dir,

dass du’s dem Jeremias kündest

und allen euresgleichen:

Verlasset diese Stadt,

2

weil eure Handlungen für diese Stadt

wie eine feste Säule sind

und eure Gebete einer starken Mauer gleichen!

 

 

3. Kapitel: Baruchs Klage

1

Ich sagte:

Herr, mein Herr!

Kam ich deswegen in die Welt,

das Unheil meiner Mutter anzuschauen?

Ach nein, mein Herr!

2

Fänd ich in deinen Augen Gnade,

nimm vorher meinen Geist hier weg,

dass ich zu meinen Vätern gehe

und nicht den Untergang der Mutter ansehen muß!

3

Denn beides drückt mich schmerzlich:

Ich kann dir nicht entgegentreten,

und doch kann ich das Unheil meiner Mutter nicht mitansehen.

4

Doch Eines sag ich, Herr, vor dir:

5

Was soll hernach geschehen?

Denn lässt du deine Stadt dem Untergang verfallen

und überlieferst unsern Hassern du dein Land,

wie könnte man sich noch des Namens Israel erinnern?

6

Wem könnte des Gesetzes Sinn erläutert werden?

7

Soll denn das Weltgebäude

zum Anfang wiederkehren?

Soll wohl die Welt dem Schweigen

des Urbeginns nochmals verfallen?

8

Soll denn der Lebewesen Masse wieder ausgerottet werden?

Soll von der menschlichen Natur nicht mehr die Rede sein?

9

Wo bleibt all das,

was du dem Moses über uns gesagt?

 

 

4. Kapitel: Das neue Jerusalem

1

Da sprach zu mir der Herr:

Ja, diese Stadt wird eine Zeitlang preisgegeben

und eine Zeit das Volk gezüchtigt;

jedoch die Welt wird nicht vergehen.

2

Meinst du vielleicht,

dies sei die Stadt, von der ich sprach:

„In meinen Händen trag ich dich gezeichnet?“

3

Nicht diese Stadt vor euch mit ihren Bauten ist die künftige,

die ich geoffenbart,

die hier im Voraus schon bereitet ist

seit jener Zeit, wo ich beschloss,

das Paradies zu schaffen.

Ich zeigte sie dem Adam vor dem Sündenfall;

sie ward ihm mit dem Paradies entzogen,

nachdem er gegen das Verbot gefrevelt.

4

Ich zeigte sie auch meinem Diener Abraham

in jener Nacht zwischen den Opferhälften.

5

Ich zeigte sie dem Moses auf dem Berge Sinai,

wo ich das Bild des Zeltes

und aller der Geräte sein ihm wies.

6

So wird sie jetzt bei mir bereitgehalten,

mitsamt dem Paradies.

7

Geh also fort

und tu, was ich dich heiße!

 

 

5. Kapitel: Gott selbst zerstört Sion

1

Ich sprach:

So bin ich also Sion gegenüber schuld daran,

dass deine Hasser dieses Land betreten

und deinen Tempel unrein machen

und in Gefangenschaft dein Eigentum verschleppen

und alles, was du lieb hast, rauben,

in ihrer Götzen Heimat ziehen

und dort vor ihnen prahlen?

Was hab ich deinem hehren Namen angetan?

2

Da sprach der Herr zu mir:

Mein Name währt,

mein Ruhm in alle Ewigkeit;

doch mein Gericht wahrt sich sein Recht zu seiner Zeit.

3

Mit eigenen Augen sollst du sehen,

daß nicht die Feinde Sion selbst zerstören

und nicht Jerusalem verbrennen;

sie dienen vielmehr nur für eine Zeit dem Richter.

4

Geh du nun fort!

Tu alles, was ich dir gesagt!

5

So ging ich fort

und nahm den Jeremias,

Iddo und Seraja,

Jabes und Gedalja

samt allen Angesehenen im Volk mit mir

und brachte sie zum Kidronbach.

Ich sagte ihnen alles,

was mir verkündet ward.

6

Sie weinen alle laut.

7

Wir sitzen dort

mit Fasten bis zum Abend.

 

 

6. Kapitel: Engel zünden die Heilige Stadt an

1

Am andern Tag

umzingelte chaldäische Heeresmacht die Stadt.

Und da verließ ich, Baruch, zu der Abendzeit das Volk,

ging fort und trat zur Eiche.

2

Ich war in Kümmernis um Sions willen

und seufzte über die Gefangenschaft,

worin das Volk gekommen.

3

Sofort hebt mich ein starker Wind empor

und bringt mich oben auf die Mauer von Jerusalem.

4

Ich schaue:

Vier Engel stehen auf vier Ecken unserer Stadt,

ein jeder eine Feuerfackel in der Hand.

5

Vom Himmel kommt ein anderer Engel;

er spricht zu ihnen:

Nehmt eure Fackeln!

Doch zündet sie nicht früher an,

bis ich’s euch sage!

6

Gesandt bin ich,

zuvor der Erde anzukünden

und hier zu hinterlegen,

was mir der höchste Herr befohlen hat.

7

Ich sah ihn dann zum Allerheiligsten herniedersteigen

und dort den Vorhang an sich nehmen,

das heilige Schulterkleid,

den Sühnedeckel,

die beiden Tafeln,

der Priester heilige Gewänder,

den Rauchaltar

und achtundvierzig Edelsteine, die der Priester an sich trug,

und alle heiligen Gefäße in dem Zelt.

8

Mit lauter Stimme spricht er zu der Erde:

Erde! Erde! Erde!

Vernimm nun des allmächtigen Gottes Wort!

Nimm diese Dinge in Empfang,

die ich dir anvertraue!

Wahr sie bei dir bis auf die letzten Zeiten,

damit du nach Geheiß sie wiedergebest,

auf dass die Fremden sie nicht rauben können!

9

Gekommen ist die Zeit,

dass auch Jerusalem auf eine Zeit wird preisgegeben,

bis es dann heißt,

es werde wiederhergestellt,

und zwar für immer.

10

Da öffnete die Erde ihren Mund

und schlang sie in sich ein.

 

 

7. Kapitel: Die Brandlegung

1

Dann höre ich,

wie dieser Engel zu den Engeln,

den Fackelträgern, spricht:

Beginnet jetzt!

Zerstört bis auf den Grund die Stadtmauern,

daß nicht die Feinde prahlend sagen können:

„Wir haben Sions Mauern eingerissen

und des allmächtigen Gottes Ort verbrannt“,

2

indessen ihr die Stätte nahmet,

wo ich vordem verweilt.

 

 

8. Kapitel: Einzug der Chaldäer

1

Die Engel tun, wie er sie heißt.

Als sie der Mauern Ecken sprengten,

vernahm man nach dem Fall der Mauer

noch aus dem Tempelinnern eine Stimme.

Sie rief:

2

„Ihr Feinde, dringt hinein!

Ihr Hasser, kommt herbei!

Denn, der das Haus bewacht,

hat es verlassen.“

3

Ich, Baruch, gehe fort.

4

Und der Chaldäer Heer hält seinen Einzug.

Das Heiligtum und alles ringsumher besetzen sie.

5

Dann führen sie das Volk gefangen fort

und töten manche;

den König Sedekias aber schlagen sie in Fesseln

und senden ihn zu Babels König.

 

 

9. Kapitel: Baruchs Trauer

1

Ich, Baruch, kam alsdann herbei

mit Jeremias, dessen Herz von Sünden rein erfunden,

und der nicht bei dem Fall der Stadt gefangen ward.

2

Und wir zerreißen unsere Gewänder

und weinen, trauern, fasten sieben Tage.

 

 

10. Kapitel: Baruchs Klagelied

1

Da kommt nach sieben Tagen über mich das Gotteswort;

es spricht zu mir:

2

Sag Jeremias, er soll gehen

und für des Volks Gefangene

bis hin nach Babel Sorge tragen!

3

Doch du bleib hier auf Sions Trümmerstätte.

Ich tue dir nach diesen Tagen kund,

was an der Tage Schluß geschieht.

4

Ich sage Jeremias,

was mich der Herr geheißen.

5

So zieht er mit dem Volke fort;

ich aber, Baruch, gehe hin,

sitz vor den Tempeltoren

und klage über Sion:

6

Heil dem, der nicht geboren!

Heil dem, der zwar geboren, aber bald gestorben!

7

Weh uns, die wir jetzt leben,

daß wir die Trübsal Sions angeschaut,

Jerusalems Geschick!

8

Ich ruf vom Meere die Sirenen:

Ihr Nachtgespenster, kommet aus der Wüste her!

Ihr Dämonen

und ihr Schakale aus den Wäldern!

Wohlan!

So gürtet eure Lenden für die Weheklage,

stimmt mit mir Trauerlieder an!

Wehklagt mit mir!

9

Ihr Ackerbauer!

Ihr sät nicht mehr!

Du Erde!

Weshalb gibst du der Ernte Früchte her?

Halt doch zurück in deinem Schoß

die Nahrung voller Wohlgeschmack!

10

Du Weinstock!

Weshalb gibst du den Wein noch immer her?

Nichts wird davon nach Sion mehr gebracht

und auch die Erstlingsfrüchte nicht mehr abgeliefert.

11

Ihr Himmel!

Behaltet euren Tau!

Macht nicht des Regens Vorratskammern auf!

12

Du Sonne!

Behalte deiner Strahlen Licht!

Wozu soll dort noch weiter Licht erstrahlen,

wo Sions Licht verdunkelt ist?

13

Brautleute!

Betretet nicht das Brautgemach!

Jungfrauen!

Laßt eurer Kränze Schmuck!

Ihr Weiber, betet nicht um Kindersegen!

14

Die Unfruchtbaren müssen vielmehr fröhlich sein,

und freuen sollen sich, die keine Kinder haben!

Die Kindermütter müssen traurig sein.

15

Weswegen sollen sie mit Schmerzen noch gebären?

Nur, um mit Seufzern zu begraben?

16

Weswegen sollen Menschen Kinder noch besitzen?

Warum soll vom Geschlecht der menschlichen Natur

noch weiterhin die Rede sein,

wo hier nun diese Mutter ganz verstört

und ihre Kinder in Gefangenschaft geschleppt?

17

Von jetzt ab dürft ihr nimmer von der Schönheit reden

und nicht erzählen von der Anmut.

18

Ihr Priester!

Nehmt jetzt die Tempelschlüssel!

Werft sie zur Himmelshöhe!

Gebt sie dem Herrn und sagt:

„Bewache du dein Haus!

Wir sind als trügerische Haushalter befunden worden.“

19

Ihr Jungfrauen,

die ihr mit Ophirgold

zusammen linnene und Seidenfäden webt,

nehmt schleunigst alles!

Werft’s in das Feuer,

um dem’s zu bringen,

der es hervorgebracht!

Die Flamme soll’s dem senden,

der es geschaffen!

Dann können’s nimmermehr die Feinde rauben.

 

 

11. Kapitel: Sions unvergleichlicher Schmerz

1

Dir, Babel, sag ich, Baruch, dies:

Wenn du in Blüte stündest

und Sion wäre noch in seinem vollen Glanz bewohnt,

so wär’s uns doch ein großer Schmerz,

dass du dann Sion glichest.

2

So aber ist’s für uns ein unermesslich großer Schmerz,

ein Jammer ohne Maß,

dass du in Blüte bist

und Sion liegt verwüstet da.

3

Wer wird wohl über diese Dinge richten wollen?

Bei wem beklagten wir uns über unser Missgeschick.

Herr! Wie hast du dies dulden können?

4

Es legten unsere Väter schmerzlos sich zum Schlafe nieder,

und die Gerechten schlummern friedlich in der Erde.

5

Denn sie erfuhren niemals solche Trübsal

und hörten nie von dem, was uns betroffen.

6

Ach Erde, hättest du doch Ohren!

Du, Staub, ein Herz!

Geht hin

und kündet es der Unterwelt

und sagt den Toten:

„Weit glücklicher seid ihr

als wir, die wir noch leben.“

 

 

12. Kapitel: Die Zeit des Zornes

1

Ich sag’s so, wie ich’s denke,

und rede, Erde, so vor dir,

die du in Blüte heute stehst:

2

„Die Mittagsglut wärmt nicht zu jeder Zeit;

es leuchten nicht der Sonne Strahlen unaufhörlich.

3

Glaub nicht!

Wähn nicht,

du könntest dich, zu aller Zeit in Blüte stehend, freuen!

Überheb dich nicht!

Prahl nicht!

4

Zu seiner Zeit regt sich auch gegen dich der Zorn,

der jetzt durch Langmut

gleichwie durch einen Zaun zurückgehalten wird.“

5

Nachdem ich dies gesprochen,

fast ich an sieben Tagen.

 

13. Kapitel: Gottes Strafgerichte

1

Ich, Baruch, stehe auf dem Sionsberg,

und eine Stimme kommt aus Himmelshöhen

und spricht zu mir:

2

Stell dich auf deine Füße, Baruch!

Hör des allmächtigen Gottes Wort!

3

Du wunderst dich ob dem, was Sion traf;

deswegen wirst du bis zum End der Zeiten aufbewahrt,

dass du zur Stelle bist, um Zeugnis abzulegen.

4

Wenn je die jetzt so blühenden Städte fragen:

„Wozu hat der allmächtige Gott

die Strafe über uns gebracht?

5

Sag dann zu ihnen,

du und die deinesgleichen,

die ihr dies Unheil miterlebt:

„Das ist das Unheil und die Strafe,

die über euch und euer Volk jetzt kommt,

zu der bestimmten Zeit,

damit die Völker ausnahmslos gezüchtigt werden

6

und dann in dieser Pein verbleiben.“

7

Und fragen sie zu jener Zeit:

Wie lang wird dieses währen?

8

Sag ihnen:

Ihr, die ihr klaren Wein getrunken,

trinkt auch von seiner Hefe!

Denn das Gericht des Hocherhabenen ist unparteiisch.

9

Deswegen schonte er im Anfang nicht der eigenen Kinder;

er peinigte sie vielmehr so,

als wären’s seine Hasser,

weil sie gesündigt hatten.

10

Sie wurden damals so gezüchtigt,

damit sie auch entsündigt werden könnten.

11

Jetzt aber, ihr Nationen und ihr Völker!

Jetzt seid ihr strafbar,

weil ihr die ganze Zeit hindurch die Erde nur zertratet

und auch die Schöpfung nutzbar machtet,

so, wie’s sich nicht gehörte.

12

Denn ich erwies euch allzeit Gutes;

ihr aber habt die Güte allezeit geleugnet.

 

 

14. Kapitel: Baruchs Bedenken

1

Ich gab zur Antwort:

Du hast der Zeiten Lauf mir kundgetan

und das, was nach der Gegenwart geschehen wird.

Du sprachst zu mir:

2

„Den Völkern mag die Strafe wohl bekommen,

wovon du sprachst.“

2

Jetzt weiß ich, daß gar viele sündigten

und doch im Glücke lebten

und so die Welt verließen.

Nur wenig Völker sind in diesen Zeiten übrig,

worauf sich deine Worte wohl beziehen könnten.

3

Was für ein Nutzen liegt darin?

Was können wir noch Schlimmeres erwarten

als das, was uns bereits getroffen?

4

Noch will ich weiter vor dir reden:

5

Was nützt es denen,

die voller Einsicht vor dir waren

und nicht, wie andere Völker, sich der Eitelkeit ergaben

und nicht so zu den Toten sprachen:

„Verschafft uns Leben!“,

die vielmehr allezeit vor dir sich fürchteten

und deine Wege nicht verließen?

6

Sie wurden doch hinweggerafft,

und du erbarmtest dich nicht ihretwegen Sion.

7

Wenn andere frevelten,

so hätte Sion doch vergeben werden müssen,

der Werke derer wegen,

die Gutes ausgeübt.

Es hätte nicht versinken sollen

der Werke derer wegen,

die Missetat verübt.

8

Mein Herr und Gott!

Wer mag wohl dein Gericht verstehen,

oder wer erforscht die Tiefe deines Weges,

oder wer bedenkt die schwere Bürde deines Pfades?

9

Wer? Wer kann deinem unausdenklichen Beschluss nachsinnen,

oder wer von Staubgeborenen

fand je den Anfang und das Ende deiner Weisheit?

10

Wir alle gleichen einem Hauch.

11

Denn wie der Hauch ohn eigen Zutun aufsteigt und vergeht,

so ist’s auch mit der Menschenkinder Wesen:

mit ihrem Willen gehn sie nicht dahin

und wissen nicht, was ihnen

am Ende noch beschieden.

12

Gern warten die Gerechten auf das Ende,

und ohne Furcht verlassen sie dies Leben.

Dieweil bei dir sie einen Schatz von Werken haben,

der in den Vorratskammern liegt.

13

Darum verlassen sie auch furchtlos diese Welt

und harren voller freudenreichen Zuversicht darauf,

dass sie die Welt empfangen,

die festversprochene von dir.

14

Weh aber uns, die wir jetzt Schimpf erleiden

und auch in jener Zeit nur Unheil zu erwarten haben!

[64]

15

Du weißt genau,

was du aus deinen Knechten machtest;

was gut, vermögen wir nicht einzusehen

wie du,

du, unser Schöpfer.

16

Doch weiter will ich vor dir reden,

Herr, mein Gott.

17

Noch war die Welt nicht und die sie bewohnen.

Da hieltst du Rat

und sprachst ein Wort,

und sogleich traten der Geschöpfe Werke vor dich hin.

18

Da sagtest du,

den Menschen wolltest du für deine Welt

zum Statthalter für deine Werke machen,

daß man erkenne,

nicht er der Welt,

vielmehr die Welt sei ihm zuliebe nur gemacht.

19

Jetzt seh ich nun,

es bleibt die Welt zwar stehen,

die unsretwegen ward erschaffen,

wir aber gehen dahin,

um deretwillen sie entstand.

 

 

15. Kapitel: Lösung der Bedenken

1

Da sprach der Herr zu mir:

Du wunderst dich mit Recht darüber,

wie so die Menschen hingehen;

doch urteilst du nicht richtig über jene Unglücksfälle,

die Sünder treffen,

2

sofern du sagst,

es würden die Gerechten weggerafft,

die Frevler aber seien im Glück

3

und „niemand hat je dein Gericht erkannt“.

4

Deswegen hör!

Ich will’s dir sagen.

Und merk auf mich!

Ich lass dich meine Worte hören.

5

Es würd der Mensch nie richtig mein Gesetz erkennen,

hätt’ er nicht das Gesetz empfangen

und hätt’ ich ihn nicht klugerweise unterrichtet.

6

Doch, weil er wissentlich es übertritt,

so soll er wissentlich auch Pein erleiden.

7

Insofern du von den Gerechten sagtest,

es sei um ihretwillen diese Welt gekommen,

so wird um ihretwillen auch die künftige erscheinen.

8

Es ist ja diese Welt für sie

nur Mühe, Arbeit, viele Anstrengung,

und so ist jene künftige

dann eine Krone voller Herrlichkeit.

 

 

16. Kapitel: Neues Bedenken

1

Ich sprach: »Herr, mein Gott!

Die Jahre, die jetzt sind,

sind wenige und üble.

Wer kann in dieser seiner so geringen Zeit erwarten,

was unentbehrlich ist?

 

 

17. Kapitel: Gleichgültigkeit der Zeitlänge

1

Da sprach der Herr zu mir:

Beim Höchsten wird nicht viele Zeit berechnet,

doch auch nicht wenig Jahre.

2

Was nützte es dem Adam,

dass er 930 Jahre lebte,

da er doch übertrat,

was ihm verboten war?

3

Nichts nützte ihm die lange Zeit, die er gelebt;

er brachte vielmehr nur den Tod,

und so verkürzte er die Jahre derer,

die von ihm stammen.

4

Oder was schadete es Moses,

dass er 120 Jahr nur lebte?

Er brachte doch deswegen,

dieweil er seinem Schöpfer untertänig war,

den Jakobssöhnen das Gesetz,

entzündete dem Stamme Israels ein Licht.

 

 

18. Kapitel: Neues Bedenken

1

Ich sprach:

Der, der es angezündet,

gab von dem Licht;

doch wenige sind es, die ihn nachahmten.

2

Die vielen aber, denen er es angezündet,

sie nahmen von der Finsternis des Adam

und freuten sich nicht an dem Licht der Leuchte.

 

 

19. Kapitel: Belehrung

1

Er sprach zu mir:

Deswegen stiftet er zu jener Zeit den Bund für sie,

und spricht:

„Ich leg vor euch das Leben und den Tod“,

und ruft den Himmel und die Erde gegen sie zu Zeugen auf.

[66]

2

Er wusste ja,

dass seine Zeit nur kurz,

dagegen Erd und Himmel allezeit vorhanden sind.

3

Sie aber sündigten

und frevelten nach seinem Tod,

obwohl sie wussten,

sie haben das Gesetz,

das zur Verantwortung sie zöge,

sowie das Licht, worin sich nichts verbergen konnte,

und dann die Sphären,

die Zeugnis geben,

und schließlich mich.

4

Ich richte über alles, was da ist.

Du aber denk nicht mehr darüber nach!

Laß das Geschehene dich nicht mehr schmerzen!

5

Denn jetzt ist es der Zeiten Ende,

das wohl bedacht sein muss,

sei’s in der Arbeit, sei’s im Glück,

sei’s in der Schande,

und nicht der Anbeginn davon.

6

Denn, lebt der Mensch in seiner ersten Zeit im Glück

und kommt im Greisenalter noch in Schande,

vergisst er all das Glück, das er genossen.

7

Und wiederum:

Lebt in der ersten Zeit ein Mensch in Schande

und kommt er in der Folgezeit ins Glück,

alsdann gedenkt er nicht mehr seiner Schande.

8

Und weiter höre!

Wär jemand diese ganze Zeit hindurch nur glücklich, –

vom Tag an, wo der Tod verhängt ward über die,

die sich in dieser Zeit vergingen, –

und ging er schließlich doch zugrund,

so wäre alles Frühere wertlos.

 

 

20. Kapitel: Mahnworte

1

Deswegen kommen Tage;

da eilen rascher hin die Zeiten,

als wie die früheren;

die Jahreszeiten laufen rascher,

als in Vergangenheit,

die Jahre schwinden schneller,

als wie die jetzigen.

2

Deshalb verstieß ich Sion,

um heimzusuchen

die Welt zu ihrer Zeit

so schnell als möglich.

3

Wahr jetzt in deinem Herzen alles, was ich dir befehle!

Versiegle dies in des Verstandes Kammern!

4

Dann künd ich dir auch mein gewaltiges Gericht

und meine Wege, die so unerforschlich.

5

Geh also hin!

Und heilige dich sieben Tage!

Iß kein Brot!

Trink kein Wasser,

Sprich mit niemand!

6

Komm dann an diesen Ort hieher!

Dann offenbare ich mich dir

und red mit dir die Wahrheit

und geb dir einen Auftrag

des Laufs der Zeiten wegen.

Sie kommen jetzt

und sie verziehen nicht.

 

 

21. Kapitel: Baruchs Zweifel

1

Ich ging von dort hinweg

und setzte mich im Kidrontal in eine Erdhöhle;

ich heiligte mich dort;

ich aß kein Brot

und hatte trotzdem keinen Hunger;

ich trank kein Wasser

und hatte trotzdem keinen Durst.

Ich blieb dort bis zum siebten Tag,

wie er mich hieß.

2

Dann kam ich an den Ort,

wo er mit mir geredet.

3

Zur Zeit des Sonnenuntergangs kam ich in tiefes Sinnen,

begann vor dem Allmächtigen zu reden;

und sprach:

4

Hör mich, der du die Erde schufest,

der du durchs Wort dem Firmament die Stätte angewiesen

und durch den Geist des Himmels Höhe hast befestigt,

der du im Anbeginn der Welt hervorgerufen,

was bis dahin noch nicht gewesen,

und sie gehorchen dir,

5

der du der Luft durch deinen Wink geboten,

das Künftige schon gegenwärtig sahest,

6

der du die Engelheere, die vor dir,

mit großer Umsicht leitest,

sowie die unzählbaren heiligen Wesen,

die du von Ewigkeit geschaffen,

die flammenden und feurigen,

die rings um deinen Thron,

durch Schelten leitest,

7

du bist allein imstand,

sofort den Willen dein zu tun,

8

der du mit vielen Regentropfen auf die Erde regnest

und ganz allein der Zeiten Schluss vor seiner Ankunft kennst, –

blick doch auf mein Gebet!

9

Denn du allein vermagst, die Wesen alle zu erhalten:

die Seienden, Vergangenen, Zukünftigen,

die Sünder und die Guten.

10

Denn du allein bist der Lebendige,

der niemals stirbt und unerforschlich ist.

Du kennst die Zahl der Menschenkinder

11

und weißt auch, ob zur Zeit gar viele sündigen

und andere, nicht wenige, recht handeln.

12

Du weißt es auch,

wo du für Sünder hältst bereit das Letzte

oder für die das Ende,

die recht gehandelt haben.

13

Denn, wenn es nur das Leben gäbe,

das jedermann hier hat, –

nichts wäre bitterer als dies.

14

Was nützt die Kraft,

die wiederum zur Schwäche wird,

Nahrung, die sättigt

und die dem Hunger weicht,

Schönheit,

die wieder hässlich wird?

15

Denn allzeit wandelt sich die menschliche Natur

oder wird zu nichts.

16

Denn wie wir vormals waren,

so sind wir jetzt nicht mehr

und wie wir jetzt sind,

so werden wir nicht nachher bleiben.

17

Denn, nähm nicht alles auch ein Ende,

so gäb’s davon auch keinen Anfang.

18

Doch lass mich alles wissen,

was von dir kommt!

Erleuchte mich,

worum ich dich ersuche!

19

Bis wann bleibt das Vergängliche bestehen?

Wie lange ist die Zeit der Sterblichen voll Glück?

Bis wann beflecken sich mit vieler Bosheit die Vergänglichen?

20

Gebiete nun erbarmungsreichen Sinnes!

Mach deine ganze Drohung wahr,

dass deine Kraft von denen auch erfahren werde,

die nur für Schwäche deine Langmut halten!

21

Sag’s denen, die’s nicht wissen!

Was uns und unsere Stadt bis jetzt betroffen,

geschah nach deiner Herrschaft Langmut;

denn du beriefest uns als Lieblingsvolk

um deines Namens willen.

22

So halt von dieser sterblichen Natur

die Sterblichkeit zurück!

23

Bedräu deswegen auch den Todesengel!

Und sichtbar werde deine Herrlichkeit

und deine hehre Majestät erkannt!

Versiegelt sei die Unterwelt,

dass sie von jetzt an keine Toten mehr empfange!

Der Seelen Kammern sollen jene wieder geben,

die noch darin verschlossen sind!

24

Denn da sind’s ihrer viel geworden

in jenen Jahren, die verflossen sind

seit Abrahams, Isaaks, Jakobs Tagen,

die alle in der Erde schlafen, so, wie jene.

Um ihretwillen schufest du die Erde,

wie du gesagt.

25

Zeig schleunigst deine Herrlichkeit

und zögere nicht mit der Verheißung!“

26

So endete ich mein Gebet;

ich war erschöpft.

 

 

22. Kapitel: Baruchs Zurechtweisung

1

Da taten sich die Himmel auf;

bei diesem Anblick ward mir wiederum die Kraft gegeben,

und eine Stimme ließ sich aus den Höhen vernehmen;

sie sprach zu mir:

2

Baruch, Baruch!

Warum bist du so unruhig?

3

Wenn jemand auf dem Wege wandert,

jedoch ihn nicht zu Ende geht,

oder auf dem Meere fährt,

doch nicht zum Hafen kommt,

kann dieser wohl befriedigt sein?

4

Oder wenn ein Mann dem andern ein Geschenk verspricht,

doch ihm es vorenthält,

ist das nicht Raub?

5

Oder wenn ein Mann ein Feld besät,

jedoch nicht seine Frucht zu ihrer Zeit abmäht,

bringt der sich nicht um seine ganze Ernte?

6

Oder wenn ein Mann sich eine Pflanze pflanzt,

sie aber wächst nicht bis zur nötigen Zeit,

kann dann ihr Pflanzer Frucht von ihr erwarten?

7

Oder wenn ein schwangeres Weib zur Unzeit niederkommt,

nimmt sie in solchem Fall

nicht sicher ihrer Leibesfrucht das Leben?

[70]

8

Oder baut jemand ein Haus,

und deckt es nicht mit einem Dach

und baut es so nicht aus,

kann man ein Haus dies heißen?

Sag dieses mir zuvor!

 

 

23. Kapitel: Die Nähe des Heils

1

Ich sprach:

Nein, Herr, mein Gott!

2

Er sprach zu mir:

Wozu bekümmerst du dich also über das,

was du nicht weißt?

Was ängstigt dich,

wovon du keine Kenntnis hast?

3

Denn, wie du von den gegenwärtigen Menschen weißt,

sowie von den Dahingegangenen,

so kenne ich die Künftigen.

4

Als Adam sündigte

und dann der Tod ward über seine Nachkommen verhängt,

da wurde damals abgezählt

die große Masse derer, die geboren werden sollten;

dann ward für jene Menge eine Stätte zubereitet,

den Lebenden zum Wohnen,

zur Aufbewahrung für die Toten.

5

Bevor die vorbestimmte Zahl nicht ganz erfüllt,

lebt auch die Kreatur nicht wieder auf.

Mein Geist ist ja des Lebens Schöpfer;

die Unterwelt empfängt die Toten weiter.

6

Doch mehr ist’s dir vergönnt, zu hören,

was noch nach diesen Zeiten kommt.

7

Denn wahrhaft nahe ist mein Heil zu kommen;

es ist nicht mehr so fern, wie ehedem.

 

 

24. Kapitel: Gottes Langmut

1

Denn sieh, es kommen Tage;

da öffnet man die Bücher,

worin die Sünden aller Missetäter aufgeschrieben,

sowie die Kammern,

wo die Gerechtigkeit all derer aufgespeichert ist,

die in der Schöpfung recht gehandelt.

2

Zu jener Zeit geschieht es;

da schauest du und mit dir viele

des Hocherhabenen Langmut,

die von Geschlechte zu Geschlechte währt;

voll Langmut ist er doch zu allen Erdgeborenen,

sie mögen Sünden oder gute Werke tun.

3

Ich sprach:

Sieh, Herr!

Die Zahl der künftigen und vergangenen Dinge

kennt niemand.

4

Auch ich weiß wohl, was uns getroffen.

Was aber unsere Hasser treffen wird,

das weiß ich nicht

und wann du gegen sie dich willst erheben.

 

 

25. Kapitel: Weltgericht

1

Er sprach:

Auch du wirst aufbewahrt für jene Zeit,

als Zeichen, dass der Höchste wirken wird

am End der Tage für die Erdbewohner.

2

Dies also wird das Zeichen sein:

3

Wenn starrer Schreck die Erdbewohner packt,

dann fallen sie in viele Nöte

in übergroße Peinen.

4

Und sagen sie bei sich in ihrer übergroßen Not:

„Der Erde denket immer der Allmächtige,“

dann wird die neue Zeit sich regen.

 

 

26. Kapitel: Dauer der Erdnot

1

Ich sprach:

So wird wohl jene Drangsal lange Zeit bestehen?

Und jene Notzeit viele Jahre währen?

 

 

27. Kapitel: Zwölf Drangsalszeiten

1

Er sprach zu mir:

Zwölf Abschnitte hat jene Zeit;

ein jeglicher davon ist vorbehalten

für das ihm Vorgesehene.

2

Im ersten Abschnitt tritt der Unruhen Anfang ein,

3

im zweiten Hinschlachtung der Großen,

4

im dritten Sterben vieler,

5

im vierten Aussendung des Schwertes,

6

im fünften Hunger, sowie Regenmangel,

7

im sechsten Erdbeben und Schrecknisse

8

im siebten ...

9

im achten viel Erscheinungen,

Begegnungen mit Geistern,

10

im neunten Feuerfall von oben,

11

im zehnten viel Beraubung und Bedrückung,

12

im elften Missetat und Üppigkeit,

13

im zwölften Mischung und Vermengung all des Vorgenannten.

14

Zunächst sind diese Zeitabschnitte vorbehalten;

dann werden sie gemischt und helfen so einander aus.

15

Denn einige lassen von dem Ihrigen noch übrig

und geben anderen noch her

und andere ergänzen sich und weitere,

so daß die Erdbewohner nicht bemerken,

daß es der Zeiten Ende ist.

 

 

28. Kapitel: Neues Bedenken

1

Doch der es merkt,

wird alsdann weise;

2

Was aber Maß und Zahl der Zeit betrifft,

so gibt’s zwei Abschnitte,

die Wochen von je sieben Wochen sind.

3

Ich sprach:

Es ist wohl gut,

wenn jemand es erlebt und schaut;

doch besser ist es,

wenn er es nicht erreicht,

dass er nicht falle.

4

Nun frag ich auch noch dies:

Wird wohl der Unvergängliche

verachten das Vergängliche

und was an dem Vergänglichen geschieht?

Betrachtet er das Unvergängliche allein?

5

Kommt aber wirklich das, mein Herr, herbei,

was du mir jetzt vorhergesagt,

so tu mir dieses kund,

wenn ich in deinen Augen jemals Gnade fand!

Ereignet sich’s in einem Lande nur,

vielleicht in einem Erdteil,

oder wird’s die ganze Erde spüren?

 

 

29. Kapitel: Der Messias

1

Er sprach zu mir:

Die ganze Erde trifft, was sich ereignet;

deswegen spüren’s alle, die am Leben.

2

Zu jener Zeit beschirme ich nur die,

die sich in diesem Land zu jenen Tagen finden.

3

Ist das vollendet,

was in den Zeitabschnitten soll geschehen,

alsdann beginnt mit seiner Offenbarung der Messias.

4

Es offenbart sich auch der Behemot aus seinem Land;

es steigt der Leviathan aus dem Meer empor;

die zwei gewaltig großen Meeresungeheuer,

die ich am fünften Schöpfungstage schuf

und sie auf jene Zeiten aufbewahre;

sie dienen alsdann allen Übrigbleibenden zur Speise.

5

Auch gibt die Erde ihre Frucht zehntausendfältig;

an einem Weinstock werden tausend Ranken sein,

und eine Ranke trägt dann tausend Trauben

und eine Traube tausend Beeren

und eine Beere gibt an vierzig Liter Wein.

6

Die Hunger litten, sollen reichlich essen,

an jedem Tage neue Wunder schauen.

7

Denn Winde gehen von mir aus,

um jeden Morgen aromatischer Früchte Duft mit sich zu führen

und an des Tages Ende Wolken,

die heilungsvollen Tau herabträufeln.

8

Da fallen aus der Höhe wieder Mannamengen;

sie zehren davon in jenen Jahren,

weil sie der Zeiten Ende miterlebt.

 

 

30. Kapitel: Auferstehung der Toten

1

Vollendet sich die Zeit des gegenwärtigen Messias,

dann kehrt er abermals in Herrlichkeit zum Himmel.

Dann werden alle jene auferstehen,

die, auf ihn hoffend, einst entschlafen sind.

2

Zu jener Zeit geschieht es:

da öffnen sich die Kammern,

worin der frommen Seelen Zahl verwahrt ist;

sie gehen heraus,

und all die vielen Seelen kommen

als Eines Sinnes Schar,

auf einmal zu Gesicht.

Die Ersten freuen sich;

die Letzten sind nicht traurig.

3

Es weiß ein jeglicher,

dass jetzt die Zeit herbeigekommen,

von der es heißt, sie sei der Zeiten Ende.

4

Der Frevler Seelen schwinden hin in Angst,

wenn sie dies alles schauen.

5

Sie wissen ja, dass ihre Peinigung sie jetzt erreicht

und dass ihr Untergang herbeigekommen.

 

 

31. Kapitel: Neue Zerstörung Sions

1

Da ging ich zu dem Volk

und sprach zu ihm:

Versammelt alle Ältesten zu mir!

Ich will euch manches sagen.

2

Sie sammelten sich in dem Kidrontal.

3

Da hob ich an und sprach zu ihnen:

Hör, Israel!

[74]

Jetzt will ich zu dir reden.

Jakobsstamm, merk auf!

Ich möchte dich vermahnen.

4

Vergesset Sions nicht!

Seid eingedenk der Trübsale Jerusalems!

5

Denn, seht, es kommen Tage;

da gibt man alles, das Gewordene, der Vernichtung hin;

dann wird es so,

als ob es nicht gewesen.

 

 

32. Kapitel: Neubau Sions

1

Bereitet ihr die Herzen aber vor,

und säet des Gesetzes Frucht darein,

dann schirmt es euch in jener Zeit,

wo der Allmächtige die ganze Schöpfung wird erschüttern.

2

Denn Sions Bau wird später kurze Zeit erschüttert;

dann aber wieder aufgebaut.

3

Doch bleibt nicht jener Bau bestehen;

nach einiger Zeit wird er nochmals zerstört

und liegt in Trümmern eine Zeit.

4

In Herrlichkeit wird’s dann erneuert

und völlig aufgebaut für alle Zeiten bleiben.

5

Wir dürfen über das gekommene Unheil uns nicht so betrüben,

wie über das, was noch geschehen wird.

6

Doch größer noch, als diese beiden Leiden,

ist dann der Kampf,

wenn seine Schöpfung der Allmächtige erneuert.

7

Nun kommet aber ein paar Tage nicht zu mir!

Bekümmert euch nicht mehr um mich,

bis dass ich zu euch komme!

8

Nach diesen Worten ging ich, Bausch, meines Weges,

und wie das Volk bemerkte,

ich wollte fortgehen,

erhob es klagend seine Stimme, rufend:

„Wo gehst du hin?

Weshalb verlässt du Baruch, uns,

gleich einem Vater,

der fortgeht und die Kinder lässt verwaist zurück?“

 

 

33. Kapitel: Des Volkes Klage

1

„Das sind die Aufträge,

die Jeremias, der Prophet, und dein Genosse, dir gegeben,

indem er zu dir sprach:

2

Schau doch nach diesem Volk so lange,

bis ich in Babel angelangt,

um unsere andern Brüder wiederum in Ordnung dort zu bringen,

sie, über die der Urteilsspruch ergangen,

sie sollen in Gefangenschaft verschleppt werden.

3

Verlässest auch du uns zu dieser Stunde,

dann wär’s für uns das Beste,

wir stürben vorher allzumal;

dann magst du uns verlassen!“

 

 

34. Kapitel: Des Baruch Gebet

1

Ich sprach zum Volk:

Fern sei’s mir, dass ich euch verlasse,

mich euch entziehe!

Ich gehe nur zum Allerheiligsten

und lege Fürsprach beim Allmächtigen

für euch und Sion ein,

ob ich vielleicht noch mehr erleuchtet würde.

Dann lehre ich zu euch zurück.

 

 

35. Kapitel: Des Baruch Klage

1

So geh ich, Baruch, bis zur heiligen Stätte

und setz mich auf die Trümmer in der Stadt;

2

„Dass meine Augen doch zu Quellen würden,

zu einem Tränenborne meiner Augen Wimpern.“

3

Wie kann ich nur genugsam über Sion seufzen

und trauern ob Jerusalem?

4

Hier, wo ich mich jetzt niederwerfe,

da brachte ehedem der Hohepriester heilige Opfergaben dar

und legte Weihrauch von den lieblich duftenden Gewürzen auf.

5

Nun aber wurde unser Stolz zu Staub,

zu Sande unserer Seelen Sehnen.“

 

 

36. Kapitel: Die Vision vom Wald, dem Weinstock, der Quelle und der Zeder

1

Ich schlief dort ein, nach diesen Worten.

Da sah ich ein Gesicht bei Nacht.

2

In einer Ebene war ein Wald von Bäumen

und ihn umgaben hohe, wilde Felsenberge,

und jener Wald war groß.

3

Ihm gegenüber wuchs ein Weinstock hoch empor

und unter ihm floss eine Quelle sanft hervor.

4

Die Quelle aber kam zum Walde hin

und ward zu ganz gewaltigen Fluten

und diese Fluten überschwemmten jenen Wald.

Und sie entwurzelten im Walde viele Bäume,

verwüsteten die Berge alle um ihn her.

5

So ward des Waldes Wipfel immer niedriger,

dergleichen auch der Berge Gipfel.

Und jene Quelle ward so stark,

dass von den vielen Waldbäumen

sie nichts mehr übrig ließ,

als eine einzige Zeder.

6

Als sie auch diese hingeworfen

und so den ganzen großen Wald

vernichtet und entwurzelt hatte,

derart, dass gar nichts von ihm übrigblieb,

und seine Stätte nicht mehr zu erkennen war,

da kam auf einmal jener Weinstock samt der Quelle

ganz ruhig, still herbei.

Er kam zu einer Stätte,

nicht ferne von der Zeder.

Da brachten ihre Fluten zu ihm diese Zeder,

die auf dem Boden lag.

7

Ich schaute, wie der Weinstock seinen Mund aufmachte

und mit der Zeder redete und sprach:

Bist du denn nicht die Zeder,

die von dem Unglückswalde übrigblieb?

Durch deine Hand ward ja das Böse immerfort

in allen diesen Jahren ausgeführt,

doch niemals Gutes.

Du fühltest stark dich gegenüber dem,

was nicht dein eigen war;

auch hattest du mit dem, was dir gehörte,

nie Mitleid.

8

Du dehntest deine Herrschaft über die aus,

die dir gar ferne waren,

und die dir nahe kamen,

die brachtest du durch deiner Bosheit Netz in deine Hand.

So überhobest du dich allezeit,

als ob du nicht entwurzelt werden könntest.

9

Nun aber eilte deine Zeit herbei,

und deine Stunde kam heran.

10

Geh nun auch du von dannen,

du, Zeder, hinter jenem Walde her,

der vor dir her von dannen ging,

und werd mit ihm zu Sand;

zusammen misch sich euer Staub!

11

So schlafet jetzt in Trübsal

und ruhet in der Qual,

bis deine letzte Zeit erscheint,

in der du wiederkehren sollst,

um noch mehr Pein zu leiden!

 

 

37. Kapitel: Das Ende der Vision

1

Dann sah ich, wie in Flammen diese Zeder stand,

und wie der Weinstock hoch empor sich reckte,

und rings um ihn war eine Ebene voll Blumen,

die nicht verwelkten;

und ich erwachte

und stand vom Lager auf.

 

 

38. Kapitel: Gebet um Aufschluss

1

Ich betete und sprach:

Herr, mein Gott!

Zu aller Zeit erleuchtest du

die sich verständig aufführen.

2

Und dein Gesetz ist Leben,

und deine Weisheit rechte Führung.

3

Sag mir, was dies Gesicht bedeutet!

4

Du weißt es ja.

Es hat sich meine Seele allezeit mit dem Gesetze dein befasst.

Ich hab mich nie, solang ich lebe,

von deiner Weisheit losgesagt.

 

 

39. Kapitel: Deutung der Vision

1

Er sprach zu mir:

Baruch!

Dies ist die Deutung des Gesichts,

das du geschaut.

2

Dass du den großen Wald geschaut,

den hohe, wilde Berge rings umgeben,

bedeutet Folgendes:

3

Es kommen Tage,

da wird dies Königreich, das Sion einst zerstörte,

zerstört und unterjocht

von dem, das nach ihm kommt.

4

Dann wird auch dies nach einiger Zeit zerstört;

dann kommt ein anderes, ein drittes, auf.

Auch dieses führt zu seiner Zeit die Herrschaft

und wird zerstört.

5

Da kommt das vierte Königreich,

und seine Herrschaft ist viel härter und viel schlimmer,

als die der Vorgänger,

und es regiert viel Zeiten,

sowie der Wald die Ebene

und es behält die Herrschaft lange Zeit

und es erhebt sich höher, als die Zedern Libanons.

6

Es muss in ihm die Wahrheit sich verbergen

und zu ihm fliehen alle,

die sich, mit Freveltat befleckt,

gleichwie die wilden Tiere

zum Walde fliehend hineinschlüpfen.

7

Kommt seines Endes Zeit heran,

daß es zu Falle kommen muß,

dann offenbart sich meines Gesalbten Herrschaft;

sie gleicht der Quelle und dem Weinstock.

Ist sie erschienen,

alsdann vertilgt sie seine ganze große Schar.

8

Dass du die hohe Zeder sahest,

wie sie von jenem Walde übrig blieb,

und dass der Weinstock mit ihr diese Worte sprach,

die du gehört,

bedeutet folgendes:

 

 

40. Kapitel: Der letzte Fürst wird vom Messias getötet

1

Der letzte Herrscher bleibt am Leben,

sind seine ganzen großen Scharen auch vernichtet.

Dann schlägt man ihn in Fesseln

und schafft ihn auf den Sionsberg,

und mein Gesalbter stellt ihn hier zur Rede

ob aller seinen Freveltaten,

und seiner Scharen Taten insgesamt

legt er gesammelt vor ihm nieder.

2

Und nachher gibt er ihm den Tod,

und so beschützt der meines Volkes Rest,

der sich in dem von mir erwählten Lande findet.

3

Und seine Herrschaft währet immerfort,

bis des Verderbens Welt zu Ende kommt

und bis die angezeigten Zeiten sich vollenden.

4

Dies ist nun dein Gesicht,

dies seine Deutung.

 

 

4. Baruch

4. Apokalypse des Baruch

5. Apokalypse des Baruch (1-40)

5. Apokalypse des Baruch (41-60)

5. Apokalypse des Baruch (61-87)

 

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