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Apokalypse des Baruch (41-60)

Veröffentlicht am 04.12.2016

 

4. Baruch

4. Apokalypse des Baruch

5. Apokalypse des Baruch (1-40)

5. Apokalypse des Baruch (41-60)

5. Apokalypse des Baruch (61-87)

 

  

Startseite Apokryphe Schriften

 

41. Kapitel: Baruchs Bedenken

42. Kapitel: Aufschluss

.

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60. Kapitel: Das fünfte, schwarze Wasser

 

Apokalypse des Baruch (41-60)

 

41. Kapitel: Baruchs Bedenken

1

Ich fragte:

Für wen wird dies geschehen?

Und für wieviele?

Oder wer ist wert, in jener Zeit zu leben?

2

Ich aber rede vor dir jetzt,

was immer ich nur denke,

und frage dich um das, was ich im Sinne habe.

3

Ich seh aus deinem Volke viele,

die sich von deinen Bundesvorschriften getrennt

und dein Gesetzesjoch von sich geworfen.

4

Doch schaute ich auch andere,

die schon ihr eitles Wesen aufgegeben

und unter deine Fittiche geflohen waren.

5

Was werden jene nun erhalten?

Wie nimmt die letzte Zeit sie auf?

6

Wird jene Zeit genau gewogen

und werden sie gerichtet je nach dem Gewicht?

 

42. Kapitel: Aufschluss

1

Er sprach zu mir:

Auch dies will ich dir künden.

2

Wenn du gefragt:

Für wen und für wieviel geschieht doch dies?

Nur Gläubigen wird das genannte Gut zuteil,

doch denen, die’s verschmähn, das Gegenteil.

3

Du sprachest auch von solchen, die sich näherten,

und solchen, die sich losgesagt;

mit diesen hat es folgende Bewandnis:

4

Für die, die sich vorläufig unterwarfen

und später erst sich lossagten

und dann sich mit den Völkerstämmen mischten,

den Völkern, die schon ihrerseits gemischt gewesen,

gilt ihre frühere Zeit

und wird für etwas Großes angesehen.

5

Für die, die vorerst nichts vom Leben wussten

und später dieses erst erkannten

und sich vermischten mit dem Stamm des Volkes,

das sich gesondert hat,

gilt ihre spätere Zeit für etwas Großes.

6

Die einen Zeiten sind der anderen Erben,

die einen Zeitabschnitte die der andern

und nehmen, einer von dem andern, an.

Aufs Ende hin wird alles ausgeglichen werden

ganz nach der Zeiten Maß

und nach den Stunden jener Zeitabschnitte.

7

Es nimmt ja das Verderben mit,

die ihm gehören;

doch auch das Leben

die diesem angehören.

Und angerufen wird der Staub und ihm gesagt:

Gib das zurück, was dir nicht eignet!

Lasse alles auferstehen,

was du für seine Zeit hast aufbewahrt!

 

 

43. Kapitel: Mahnung an Baruch

1

Du aber, Baruch, mach dein Herz bereit

für das dir Angekündigte!

Versteh, was dir ward kundgetan!

Es gibt dir vielen Trost, der immer währt.

2

Du gehst aus diesem Land ja fort

und wanderst von den Stätten weg,

die jetzt von dir gesehen wurden.

Und du vergissest, was vergänglich ist,

gedenkest nicht mehr dessen,

was bei den Sterblichen geschieht.

3

Geh also hin!

Sorg um dein Volk!

Kehr dann an diesen Ort zurück!

Fast sieben Tage!

Dann komm ich wiederum zu dir

und red mit dir.

 

 

44. Kapitel: Baruch ermahnt die Ältesten

1

Ich, Baruch, ging von dort hinweg

und kam zu meinem Volk.

Da rief ich meinen erstgeborenen Sohn

samt meinem Freund Gedalja

und sieben von des Volkes Ältesten.

Ich sprach zu ihnen:

2

Ich geh zu meinen Vätern,

nach Art der ganzen Erde.

3

Sagt euch nicht los vom Wege des Gesetzes!

Befolget es

und mahnt das Volk, das übrig noch geblieben,

sie sollen sich nicht lossagen

von des Allmächtigen Geboten!

4

Ihr sehet ja, dass der gerecht, den wir verehren,

dass unparteiisch unser Schöpfer ist.

5

Seht, was mit Sion ist geschehen

und was Jerusalem getroffen!

6

Denn des Allmächtigen Gericht soll offenkundig werden

und seine Pfade,

wie sie so unerforschlich und doch richtig sind.

7

Harrt ihr geduldig aus in Furcht vor ihm,

vergesst ihr niemals sein Gesetz,

dann wandeln sich die Zeiten auch zum Heil;

ihr sollet Sions Tröstung schauen.

8

Denn das, was jetzt geschieht, ist nichts;

doch was in Zukunft, das ist ganz gewaltig.

9

Denn alles, was verweslich ist, vergeht,

dahin geht alles, was da sterblich.

So schwindet denn aus dem Gedächtnis

die ganze jetzige Zeit

und nicht gedacht wird mehr

der jetzigen Zeit, befleckt durch Sünde.

10

Wer jetzt schon läuft,

der läuft vergeblich,

und wer im Glücke lebt,

der fällt sofort und wird erniedrigt.

11

Was künftig, wird herbeigewünscht;

wir schaffen das, was nachher kommt.

Es gibt ja eine Zeit, die nicht vergeht.

12

Es kommt die Zeit, die ewig bleibt,

die neue Welt, die nimmer der Verwesung übergibt,

die in die Seligkeit zu ihr gelangen.

Sie aber hat mit denen kein Erbarmen,

die in die Peinen gehen;

die aber in ihr leben,

die lässt sie nicht verderben.

13

Die sind’s,

die die verheißne Zeit ererben,

und ihrer wartet auch das Erbe der versprochenen Zeit:

14

Die sich der Weisheit Reichtum angeeignet,

bei denen sich der Einsicht Schätze finden,

die von der Gnade sich nicht losgesagt

und des Gesetzes Wahrheit stets befolgt:

15

ja, diesen wird die Welt, die kommende, gegeben;

der vielen andern Wohnung ist im Feuer.

 

 

45. Kapitel: Belehrung des Volkes

1

Ermahnt das Volk, soviel ihr könnt!

Denn uns kommt diese Mühe zu.

2

Denn wenn ihr es belehrt,

so macht ihr es lebendig.

 

 

46. Kapitel: Mahnung zur Gesetzesbefolgung

1

Da sprach mein Sohn,

sowie des Volkes Älteste zu mir:

Beschloss denn der Allmächtige,

uns so sehr zu erniedrigen,

dass er dich eilends uns entreißen will?

2

Und sollen wirklich wir im Dunkeln sein,

und soll das Volk, das übrigblieb,

nun gar kein Licht mehr haben?

3

Wo sollen wir uns fernerhin

noch über das Gesetz befragen können?

Wer zeigt uns dann den Unterschied,

der zwischen Tod und Leben ist?

4

Ich sprach zu ihnen:

Dem Throne des Allmächtigen

kann ich mich nicht entgegenstellen,

und trotzdem soll ein Weiser Israel nicht fehlen

und dem Geschlechte Jakobs nicht ein Schüler des Gesetzes.

5

Bereitet einzig und allein nur eure Herzen darauf vor,

dass ihr gehorsam dem Gesetze seid,

dass ihr euch denen unterwerfet,

die weise und verständig sind!

Sagt euch auf keine Art von ihnen los!

6

Denn, tut ihr das,

so kommen die Verheißungen für euch herbei,

wie ich vorher es euch gesagt.

Nie werdet ihr der Pein verfallen;

ich hab sie eben euch bezeugt.

7

Doch dass ich weggenommen werden sollte,

verschwieg ich ihnen,

auch meinem Sohn.

 

 

47. Kapitel: Baruchs Fasten

1

Als ich herausgegangen

und sie entlassen,

ging ich von dort hinweg

und sprach zu ihnen:

Jetzt gehe ich bis Hebron;

mich sendet dorthin der Allmächtige.

2

So komm ich an den Ort,

wo mir ein Wort zuteil geworden;

ich setz mich hin

und faste sieben Tage.

 

 

48. Kapitel: Baruchs Gebet

1

Und nach dem siebten Tag,

da sprach ich betend vorm Allmächtigen:

2

Mein Herr! Rufst du, die Zeiten sollen kommen,

so stehn sie schon vor dir.

Der Welten Regiment lässt du vergehen;

sie widersetzen sich dir nicht.

Den Lauf der Jahreszeiten ordnest du;

sie folgen dir.

3

Die Dauer der Geschlechter kennst nur du allein;

doch offenbarst du nicht der Menge die Geheimnisse von dir.

4

Du gibst des Feuers Masse an;

die Schnelligkeit des Windes wägst du ab.

5

Den Saum der Himmelshöhen erforschest Du.

die Abgründe der Finsternis ergründest du.

6

Und du bestimmst die Anzahl, die vergeht,

und die, die fortbesteht,

und du bereitest eine Wohnstatt für die Künftigen.

7

Dir ist bewusst der Anbeginn, den du geschaffen;

der künftige Untergang entgeht dir nicht.

8

Mit Drohen und mit Dräuen

gebietest furchtbar du den Flammen;

sie wandeln sich in Winde.

Du rufst ins Leben durch dein Wort

das, was nicht ist.

Mit großer Kraft

beherrschest du,

was noch nicht eingetreten.

9

Du lehrst durch deine Einsicht die Geschöpfe

und machst die Sphären weise,

so dass nach ihren Ordnungen sie dienstbar sind.

10

Zahllose Heeresscharen stehen vor dir

und dienen freudig deinem Wink nach ihren Chören.

11

Hör nur auf deinen Diener

und merk auf meine Bitte!

12

Inmitten einer kurzen Spanne Zeit sind wir geboren;

inmitten einer kurzen Spanne kehren wir zurück.

13

Bei dir sind Stunden gleich den Jahren

und Tage gleich Geschlechtern.

14

Zürn nicht dem Menschen!

Er ist ja nichts.

Denk doch nicht über unsere Werke nach!

15

Was sind wir denn?

Wir kamen in die Welt durch dein Geschenk,

und nicht mit unserm Willen gehn wir wieder fort.

16

Wir sagten nicht zu unsern Vätern:

„Zeuget uns!“

Wir sandten nicht zur Unterwelt und sagten:

„Nimm uns auf!“

17

Was ist denn unsere Stärke,

dass deinen Zorn wir tragen könnten?

Was sind wir denn,

dass dem Gericht wir aushielten?

18

Bestimm uns du in deiner Gnade!

Hilf uns nach deiner Milde!

19

Blick auf die wenigen, die sich dir unterwarfen!

Rett alle die, die sich dir nahen!

Nimm unserm Volk nicht seine Hoffnung weg!

Verkürze nicht für uns der Hilfe Zeiten!

20

Das ist das Volk, das du dir auserwählt.

Sie sind das Volk,

dem du nicht ebenbürtig eines fandest.

21

Doch reden will ich jetzt vor dir

und sagen, wie mein Herze denkt. –

22

Auf dich vertrauen wir;

bei uns ist dein Gesetz.

Wir wissen auch, dass wir so lang nicht fallen,

als wir an deinen Bundesvorschriften uns halten.

23

Heil uns zu aller Zeit!

Wir haben mit den Völkern uns nicht mehr vermischt!

24

Wir alle sind ein Volk,

das einen hochberühmten Namen trägt,

die wir von Einem ein Gesetz empfingen.

Und das Gesetz, das unter uns verweilt,

ist unsere Hilfe;

die Weisheit, die vortreffliche bei uns,

ist unsre Stütze.

25

Auf dies Gebet hin ward ich ganz erschöpft.

26

Er sprach zu mir:

Du betest, Baruch, ehrlich;

Erhörung fanden alle deine Worte.

27

Doch mein Gericht verlangt das Seine,

und mein Gesetz erheischt sein Recht.

28

Ich gebe Antwort dir auf deine Worte

und red mit dir um deines Betens willen.

29

So ist es.

Das, was vergänglich ist, war nichtig

und tat doch also gottlos,

als ob es etwas machen könnte.

An meine Güte dacht es nicht

und machte meine Langmut sich nicht mehr zunutzen

30

Deswegen wirst du sicher weggenommen,

wie ich dir vorhin schon gesagt.

Gekommen ist die Zeit,

von der ich dir gesprochen.

31

Es offenbart sich jetzt die Drangsalszeit.

Sie kommt

und zieht mit großem Ungestüm vorüber;

sie ist voll Unruhe,

kommt sie mit Zornesdräuen.

32

In diesen Tagen sind dann alle Erdbewohner

in Aufruhr gegenseitig,

weil sie nicht wissen,

dass nahe mein Gericht gekommen.

33

Nicht viele Weise finden sich in jener Zeit,

und Einsichtsvolle gibt’s nur wenige.

Die’s wissen, werden aber erst recht schweigen.

34

Da gibt es viel Gerüchte

und Nachrichten nicht wenige;

verbreitet werden Hirngespinste.

Man spricht nicht wenig von Verheißungen;

die einen sind zwar eitel,

doch andre gehen in Erfüllung.

35

Die Ehre wandelt sich in Schmach;

die Stärke wird erniedrigt zur Missachtung;

es schwindet die gesunde Kraft;

die Schönheit wird Gemeinheit.

36

Zu vielen sagen viele dann in jener Zeit:

Wohin barg sich die viele Einsicht?

Wohin entwich die viele Weisheit?

37

Und wie sie das bedenken,

dann steigt die Eifersucht in denen auf,

die selbst nichts von sich hielten.

Die Leidenschaft ergreift den Ruhigen,

und viele werden zornig aufgeregt,

und sie verletzen viele.

Armeen reizen sich zum Blutvergießen

und gehen schließlich allesamt zugrunde.

38

Der Zeiten Wechsel ist zu jener Zeit

für jeden deutlich sichtbar,

weil sie in allen jenen Zeiten sich befleckten,

Betrug verübten,

und jeder seinen Werken folgte

und des Gesetzes des Allmächtigen nicht mehr gedachten.

39

Deswegen frisst das Feuer ihre Pläne;

in Flammen werden ihre heimlichsten Gedanken wohl geprüft.

Der Richter kommt

und zögert nicht.

40

Es konnte jeder von den Erdbewohnern wissen,

wann er ein Frevler war;

ihr Hochmut aber ließ sie mein Gesetz nicht kennen.

41

Dann werden viele wirklich weinen,

doch über Lebende noch mehr als über Tote.

42

Ich sprach:

Was hast du, Adam, allen angetan,

die von dir abstammen?

Was soll man denn zur ersten Eva sagen,

dass sie ihr Ohr der Schlange lieh?

43

Die ganze große Masse fällt ja dem Verderben zu;

Unzählige sind’s, die das Feuer frisst.

44

Ich sag vor dir noch Folgendes:

45

Du, Herr, mein Herr!

Du weißt es, was an deiner Schöpfung ist.

46

Denn du gebotest ehedem dem Staub,

dass er hervor den Adam brächte!

Du weißt ja auch die Zahl

all derer, die aus ihm entstammen,

und wie die bisher waren,

vor dir gesündigt haben

und dich als ihren Schöpfer nicht bekannt.

47

Darob bezichtigt sie ihr Ende,

und es bestraft sie dein Gesetz,

das jene übertraten.

48

Jetzt aber lassen wir die Übeltäter außer acht

und beten für die Frommen.

49

Von ihrer Seligkeit will ich erzählen

und will nicht schweigen, ihre Herrlichkeit zu preisen,

die für sie schon bereitet ist.

50

Wie ihr in dieser kurzen Spanne Zeit

in dieser Welt, worin ihr lebt und die vergänglich ist,

viel Mühe habt erduldet,

so werdet ihr viel Licht

in jener Welt, die endlos ist, empfangen.

 

 

49. Kapitel: Frage nach der Auferstehung

1

Allmächtiger!

Noch weiter flehe ich dich an

und bitte den, der alles schuf, um Gnade.

2

In welcher Weise leben weiter,

die noch an deinem Tag am Leben sind?

Wie währt ihr späterer Glanz noch fort?

3

Ja, ziehen sie die jetzige Gestalt dann wieder an

und sind sie so bekleidet

mit den durch Bändern festverbundenen Gliedern,

die jetzt in Sünden,

und die der Sünden Werkzeug sind?

Oder wandelst du so, wie die Welt,

all die, die einstens in der Welt gewesen?

 

 

50. Kapitel: Die Auferstehung der Toten

1

Er sprach zu mir:

Hör, Baruch, dieses Wort

und schreib in deines Herzens Kammer,

was immer du vernimmst!

2

Denn sicher gibt die Erde ihre Toten wieder,

die Toten, die zum Aufbewahren sie empfängt,

wobei sich nichts an ihrem Aussehen ändert.

Wie diese sie empfängt,

gibt sie sie auch zurück;

und wie ich ihr sie übergab,

so lässt sie diese auferstehen.

3

Dann ist es nötig,

den Lebenden zu zeigen,

dass diese Toten wieder aufgelebt,

und dass gekommen sind,

die einstens fortgegangen waren.

4

Und haben dann einander die erkannt,

die sich jetzt kennen,

so wird gar mächtig das Gericht erscheinen

und kommen wird, was vorher schon gesagt.

 

 

51. Kapitel: Die Verklärung

1

Und ging der festgelegte Tag vorüber,

dann wandelt sich der Sünder Aussehen.

[87]

Die recht gehandelt,

erscheinen alsdann herrlich.

2

Der Missetäter Anblick wird dann schlimmer,

dieweil sie Peinen dulden müssen.

3

Die herrliche Erscheinung derer,

die so gerecht gehandelt,

wie mein Gesetz es will,

und die im Leben Einsicht hatten

und in ihr Herz der Weisheit Wurzel senkten,

erstrahlt in ihrem Glanz verschiedenartig.

Ihr Antlitz wandelt sich,

dass es vor Schönheit leuchtet.

So können sie die längstverheißene Welt bekommen, die unsterbliche.

4

Drum seufzen ganz besonders die,

die kommen müssen,

und die einst mein Gesetz missachtet

und ihre Ohren so verstopft,

dass sie nicht Weisheit hören,

nicht Einsicht sich erwerben konnten.

5

Nun sehen sie, dass hocherhaben

die, über die sie sich erhaben dünkten,

und dass sie größere Herrlichkeit als sie erhalten.

Da werden beide, die und jene, umgewandelt:

die einen zu der Engel Glanz;

die andern aber schwinden noch mehr hin

zu schrecklichen Erscheinungen

und furchtbaren Gestalten.

6

Noch schauen sie zu;

dann aber gehen sie, Pein zu leiden.

7

Doch denen, die durch ihre Handlungen gerettet wurden,

und denen das Gesetz die Hoffnung,

die Einsicht ihre Sehnsucht,

der Glaube ihre Weisheit war,

erscheinen wunderbare Dinge

zu ihrer Zeit.

8

Dann sehen sie die Welt,

die ihnen annoch unsichtbar;

sie sehen auch die Zeit,

die ihnen jetzt verborgen ist.

9

Die Zeit lässt sie nicht altern.

10

Sie wohnen in den Höhen jener Welt

und sind den Engeln gleich

und gleich den Sternen.

Und sie verwandeln sich in alle möglichen Gestalten,

wie sie sich wünschen,

von Schönheit bis zur Pracht,

von Lichte bis zum Glanz der Herrlichkeit.

11

Des Paradieses weite Räume,

sie liegen ja vor ihnen ausgebreitet.

Gezeigt wird ihnen auch der Lebewesen hoheitsvolle Schönheit,

der Wesen, die zunächst dem Throne sind,

und aller Engelscharen.

Sie halten ja an meinem Worte fest,

um so zunächst noch unsichtbar zu werden;

sie halten auch an den Geboten fest,

um so an ihren Plätzen zu verbleiben,

bis dass die Zeit herbeikommt,

allwo sie wiederkommen.

12

Bei den Gerechten wird die Herrlichkeit noch größer sein

als bei den Engeln.

13

Die ersten werden ja die letzten,

die sie erwartet, aufnehmen,

die letzten die, von denen sie vernahmen,

sie seien vorher weggegangen.

14

Aus dieser Welt der Drangsal finden sie ja Rettung

und werfen ihrer Trübsal schwere Last von sich.

15

Um was verloren doch die Menschen nur ihr Leben?

Was tauschten sie auf Erden ein für ihre Seele?

16

Sie wählten sich nicht diese aller Trübsal bare Zeit,

die nicht vergehen kann;

sie wählten sich dafür die Zeit,

die nur ein Ende voller Seufzer, voller Leiden hat;

sie lehnten ab die Welt,

die niemanden, der sie betritt, je altern lässt,

und sie missachteten die Zeit der Herrlichkeit,

so dass sie nie zur Glorie gelangen können,

von der ich vorher dir gesagt.

 

 

52. Kapitel: Das Ende der Frevler und der Frommen

1

Ich sprach:

Wie könnten wir doch die vergessen,

die, denen Wehe zubereitet ist?

2

Weswegen klagen wir auch über die Gestorbenen?

Weshalb beweinen wir,

die in die Unterwelt hinabgestiegen?

3

Spart für den Anbeginn der künftigen Pein die Weheklagen auf!

Lasst Tränen erst beim Nahen des Unterganges fließen!

4

Doch auch das Gegenteil will ich jetzt sagen:

5

Was sollen die Gerechten heute tun?

6

Habt eure Lust am Leiden, das ihr heute leidet!

Weswegen schaut ihr aus,

dass eure Hasser noch zu Falle kommen?

7

Bereitet euch auf das euch Zugedachte vor

und macht euch wert des Lohnes,

der für euch hinterlegt ist worden!

 

53. Kapitel: Neue Vision

1

Nach diesen Worten schlief ich daselbst ein.

Da sah ich ein Gesicht,

und eine Wolke stieg empor

aus einem riesig großen Meer.

Ich sah auf sie.

Sie war voll weißen und voll schwarzen Wassers

und viele Farben in dem Wasser.

An ihrem obern Rande war so etwas,

gleichwie ein großer Blitz zu sehen.

2

Ich schaute, wie die Wolke stürmisch rasch vorüber zog

und dann die ganze Erde überdeckte.

3

Dann ließ die Wolke auf die Erde dieses Wasser regnen,

das sich darin befand.

4

Ich sah, dass nicht von gleichem Aussehen das Wasser war,

das ihr entströmte.

5

Zum Anfang war es schwarz und viel

und dieses eine Zeitlang;

dann sah ich, dass das Wasser wenig, aber hellicht wurde.

Dann sah ich wieder schwarzes,

dann wieder helles

und wieder schwarzes

und wieder helles Wasser.

6

Dies dauerte zwölf Zeiten lang;

des schwarzen Wassers aber war es immer mehr,

als je des hellen.

7

Vor ihrem Schwinden ließ die Wolke schwarzes Wasser regnen,

und dies war noch viel dunkelfarbiger,

als alles frühere Wasser.

Und Feuer mischte sich damit.

Verderben und Vernichtung brachte dieses Wasser,

als es herabströmte.

8

Dann sah ich, wie der Blitz sie packte und zur Erde schleuderte,

der Blitz, den ich am obern Wolkenrand geschaut.

9

Nur um so heller leuchtete der Blitz,

dass er die ganze Erde hell beleuchtete;

er heilte auch die Länder,

wohin das letzte Wasser strömte

und dort Verwüstung wirkte.

10

Er nahm die ganze Erde in Besitz

und herrschte über sie.

11

Und darnach schaute ich:

Da fluteten zwölf Ströme aus dem Meer empor

und sie umringten jenen Blitz

und wurden diesem untertan.

12

Ich wachte auf

und hatte Angst darob.

 

54. Kapitel: Gebet um Deutung der Vision

1

Ich flehte zum Allmächtigen und sprach:

Du, Herr, kennst ganz allein

die Tiefen in der Welt zum voraus;

was in den Zeiten sich ereignet,

führst du ja durch dein Wort herbei.

Der Erdbewohner Werke wegen

bringst du so schnell der Zeiten Anfänge herbei;

der Zeitabschnitte Ende kennst nur du allein.

2

Du, dem nichts allzu schwer,

der alles leicht durch einen Wink vollführt,

3

zu dem die Tiefen wie die Höhen kommen,

und dessen Worten auch die Anfänge der Welten dienstbar sind,

4

der denen, die ihn fürchten, offenbart,

was ihnen zubereitet ist,

um sie auf diese Art zu trösten!

5

Du zeigest deine Wunderkräfte denen, die nicht kundig,

machst eine Öffnung in den Zaun

für die, die unerfahren sind,

erhellst die Dunkelheiten

und offenbarest das Verborgene den Makellosen,

die sich im Glauben dir und dem Gesetze hingegeben.

5

Du zeigtest deinem Diener dies Gesicht.

Nun offenbar mir seine Deutung!

7

Ich weiß,

von dir erhielt ich über das von dir Erflehte Auskunft;

du gabst mir über das von mir Erbetne Aufschluß.

Du tatest mir auch kund,

mit welcher Stimme ich dich preisen,

von welchen Gliedern aus ich Preis und Lobgesang

zu dir empor soll steigen lassen.

8

Wär jedes meiner Glieder ja ein Mund

und meines Hauptes Haare Stimmen,

so könnt ich dennoch dir den Lobpreis niemals abstatten

und dich so preisen, wie’s dir zukommt.

Ich kann auch nicht von deiner Herrlichkeit erzählen,

vom Glanze deiner Majestät berichten.

9

Was bin ich bei den Menschen?

Was bin ich wert bei denen,

die besser sind als ich,

dass ich vom Höchsten all dies Wunderbare hörte,

die zahllosen Verheißungen von meinem Schöpfer?

10

Heil meiner Mutter unter denen, die geboren.

Gepriesen unter Weibern sei, die mich zur Welt gebracht!

11

Ich aber schweige nicht

und hör nicht mit dem Preise des Allmächtigen auf;

ich zähle mit des Lobes Stimme seine Wundertaten her.

12

Denn wer denkt noch an deine Wundertaten, Gott?

Und wer erfasst je deine tiefen Pläne, die voll Leben?

13

Denn du regierst durch die Vernunft

all die Geschöpfe, die nur deine Rechte schuf;

du machtest jeden Quell des Lichts für dich zurecht

und legtest deiner Weisheit Schätze neben deinem Throne nieder.

14

Mit Recht zugrunde gehen die,

die dein Gesetz nicht lieben,

und des Gerichtes Pein nimmt in Empfang,

die deiner Herrschaft sich nicht unterwarfen.

15

Wenn Adam auch zuerst gesündigt

und über alle den vorzeitigen Tod gebracht,

so zog doch auch von den Kindern

ein jedes selber auch die künftige Pein sich zu;

es wählte jedes einzelne davon

die künftige Herrlichkeit sich aus.

16

In Wahrheit trägt den Lohn davon,

wer gläubig ist.

17

Jetzt aber wendet euch nur dem Verderben zu,

ihr, die ihr heute Übeltäter seid!

Ihr werdet streng bestraft,

weil ihr des Höchsten Einsicht ehedem missachtet.

18

Denn euch belehrten niemals seine Werke,

noch überzeugt euch seiner Schöpfung Wunderbau bis heute.

19

Sonach trägt Adam einzig und allein für sich die Schuld;

wir alle aber wurden jeder für sich selbst zum Adam.

20

Erklär mir deine Offenbarung, Herr!

Gib Auskunft über meine Frage!

21

Den Übeltätern wird nach ihrer Missetat

am End der Welt vergolten,

und du verherrlichest die Gläubigen nach ihrem Glauben.

22

Du leitest die, die in dem Deinen sind,

und du vertilgst die Sünder aus dem Deinen.

 

 

55. Kapitel: Baruchs Aufregung über das Gericht

1

So hatte ich gebetet.

Ich setz mich unter einen Baum,

zur Ruhe in der Zweige Schatten.

2

Ich wundre mich und staune

und überdenke diese große Güte,

die auf der Erde hier die Sünder von sich stießen,

3

und jene große Pein, die sie missachteten,

obwohl sie wussten,

sie müssten Pein für ihre Sünden leiden.

3

Und so bedacht ich Dies und Ähnliches.

Da ward zu mir der Engel Ramiel gesandt,

wahrhaftiger Gesichter Leiter;

er sprach zu mir:

4

Warum macht dich dein Herze, Baruch, unruhig?

Warum regt dich dein Sinnen auf?

5

Und bist du jetzt schon aufgeregt,

wo du nur vom Gericht vernommen,

wie dann,

siehst du es erst vor dir mit Augen klar und deutlich?

6

Und bist du schon so außer dir infolge der Erwartung

auf des Allmächtigen Tag,

wie dann,

erlebst du seine Ankunft?

7

Und bist du über dieses Wort erschrocken,

das dir die Pein der Sünder kündet,

wie dann,

wenn der Vollzug die Wunderwerke offenbart?

8

Und bist du schon betrübt darüber,

dass du der künftigen Segnungen und Leiden Namen hörtest,

wie dann,

wenn du erst siehst,

was seine Majestät macht offenbar,

sie, die die einen schuldig spricht,

die andern jubeln macht?

 

 

56. Kapitel: Deutung der Vision

1

Du batest ja den Höchsten noch einmal,

er mög dir offenbaren,

was das von dir gesehene Gesicht bedeutet;

so ward ich hergesandt, dir’s auszudeuten.

2

Es hat dir der Allmächtige in seiner Welt die Zeiten kundgetan,

die schon vergangenen

und die noch kommenden,

vom Anfang seiner Schöpfung bis zum Ende,

die einen, die in trügerischer Weise,

die andern, die auf rechte Art verlaufen.

3

Sahst du die große Wolke,

die aus dem Meere stieg

und fortzog und die Erde deckte,

so ist damit die weite Welt gemeint,

die wirklich der Allmächtige erschuf,

als er die Welt zu schaffen plante.

4

So war es auch:

Kaum war das Wort aus seinem Mund,

da stand die Welt in ihrer Dauer da;

sie war so klein;

doch war sie eingerichtet

nach ihres Schöpfers großer Weisheit.

[93]

5

Sahst du zuerst am obern Rand der Wolke schwarzes Wasser,

das auf die Erde strömte,

so deutet dies die Übertretung

des ersten Menschen Adam.

6

Nach seinem Falle trat der Tod vorzeitig ein;

so ward die Trauer namentlich genannt;

die Trübsal machte sich bereit;

es ward der Schmerz geschaffen,

und fertig stand die Mühsal;

das Ungemach begann sich einzustellen.

Es forderte die Unterwelt Erneuerung durch Blut;

so trat das Kinderzeugen ein

und wurde Elternbrunst geschaffen;

der Menschen Hoheit ward erniedrigt;

die Güte welkte hin.

7

Was kann nun schwärzer oder dunkler sein

als dies?

8

Das ist der Anfang mit dem schwarzen Wasser,

das du geschaut.

9

Von diesem schwarzen stammte wieder schwarzes ab;

das tiefste Dunkel wurde so hervorgebracht.

10

Denn jener war zunächst sich selbst gefährlich,

dann aber auch den Engeln.

11

Sie hatten ja auch Freiheit

zur Zeit, wo er geschaffen ward.

12

So kamen einige davon herab

und mischten sich mit Weibern.

13

Doch wurden diese Täter dann in Fesseln

den Peinen überliefert.

14

Die vielen andern unzählbaren Engel blieben fern davon.

15

Die Erdbewohner aber kamen alle durch der Sintflut Wasser um.

16

Das ist das erste, schwarze Wasser.

 

 

57. Kapitel: Das helle Wasser

1

Dann sahst du helles Wasser.

Das ist der Ursprung Abrahams,

sowie die Ankunft seines Sohnes

und seines Enkels samt den ihresgleichen all.

2

Zu jener Zeit war das Gesetz ja ungeschrieben zwar,

doch ihnen allgemein bekannt.

So wurden der Gebote Werke damals schon getan.

Der Glaube an das künftige Gericht ward damals schon geboren.

Die Hoffnung auf Erneuerung der Welt ward damals auferbaut;

dort ward gepflanzt auch die Verheißung eines Lebens,

das nachher kommt.

3

Das ist das helle Wasser, das du schaust.

 

58. Kapitel: Das schwarze Wasser

1

Das dritte, schwarze Wasser, daß du sahest,

ist die Vermengung aller Sünden,

die späterhin die Völker taten

nach jener Frommen Tod,

sowie der Frevel des Ägypterlandes,

das durch die Unterjochung ihrer Kinder

so freventlich gehandelt.

2

Sie gingen schließlich aber auch zugrund.

 

 

59. Kapitel: Das vierte, helle Wasser

1

Das vierte, helle Wasser, das du sahest,

ist Mosis, Aarons und der Mirjam Kommen,

sowie des Nunsohns Josue,

des Kaleb und all ihresgleichen.

2

Die Lampe des Gesetzes, das für immer gilt,

erleuchtete zu jener Zeit all, die im Dunkeln saßen.

Den Gläubigen zeigt diese die Verheißung ihres Lohnes

und denen, die nicht glauben, Feuerpein.

3

Von ihrem Orte wurden damals auch die Himmel weggerückt

und die beim Throne des Allmächtigen erzitterten,

als Er zu sich den Moses nahm.

4

Er gab ihm viele Mahnungen und Weisungen

für das Gesetz und für der Zeiten Ende

gerade so wie dir,

dann Sions Plan und seine Maße,

es sollt ja nach dem Plan des jetzigen Heiligtums gefertigt werden.

5

Er zeigte damals ihm des Feuers Masse,

der Urflut Tiefen,

der Winde Schwere,

die Zahl der Regentropfen,

6

des Zorns Zurückhalten,

das große Maß von Langmut

und des Gerichtes Wirklichkeit

7

der Weisheit Wurzel,

der Einsicht Reichtum,

die Quelle der Erkenntnis,

8

des Luftmeers Höhe,

des Paradieses Größe,

der Welten Ende,

den Anfang des Gerichtstags,

9

die Zahl der Opfergaben,

die Erden, die noch nicht gekommen,

10

den Mund der Hölle,

die Stelle der Vergeltung,

des Glaubens Land,

der Hoffnung Ort,

11

das Bild der künftigen Pein,

zahlloser Engel Menge

und Flammenheere, Blitzeleuchten

und Donnerhall,

die Ordnungen der Erzengel,

des Lichtes Vorratskammern,

der Zeiten Wechsel,

das Forschen im Gesetz.

12

Das ist das vierte, helle Wasser,

das du geschaut.

 

 

60. Kapitel: Das fünfte, schwarze Wasser

1

Das fünfte, schwarze Wasser, das du regnen sahest,

das sind der Amoriter Werke,

das Murmeln ihrer Zaubersprüche

und ihre greulichen Mysterien

und ihre unreinen Vermischungen.

2

Zur Richterzeit befleckte sich auch Israel mit Sünden,

obschon es seines Schöpfers viele Wunderzeichen sah.

 

 

 

4. Baruch

4. Apokalypse des Baruch

5. Apokalypse des Baruch (1-40)

5. Apokalypse des Baruch (41-60)

5. Apokalypse des Baruch (61-87)

 

 

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