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4. Baruch

Veröffentlicht am 04.12.2016

 

4. Baruch

4. Apokalypse des Baruch

5. Apokalypse des Baruch (1-40)

5. Apokalypse des Baruch (41-60)

5. Apokalypse des Baruch (61-87)

 

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4. Baruch

    Rest der Worte Baruchs oder Nachtrag zum Propheten Jeremias

 

1. Kapitel: Aufforderung zum Verlassen Jerusalems

2. Kapitel: Des Jeremias Klage

3. Kapitel: Jerusalems Zerstörung vorher verkündet

4. Kapitel: Des Jeremias Klage

5. Kapitel: Abimelech holt Feigen

6. Kapitel: Abimelech und Baruch

7. Kapitel: Der Adler

8. Kapitel: Des Jeremias Mahnworte

9. Kapitel: Des Jeremias Abschied

  

 

1. Kapitel: Aufforderung zum Verlassen Jerusalems

1 Als Israel von dem Chaldäerkönig ward hinweggeschleppt,

sprach Gott zu Jeremias:

Jeremias, mein Erwählter!

Steh auf!

Verlaß die Stadt mit Baruch!

Denn ich zerstöre sie,

weil ihre Einwohner gar viel gesündigt.

 

2 Wie eine feste Säule aber sind drin euere Gebete,

wie eine diamantne Mauer rings herum.

 

3 Steht auf und geht hinaus,

eh das Chaldäerheer sie ganz umringt!

 

4 Da sagte Jeremias:

Ich flehe, Herr, dich an:

Laß deinen Diener vor dir reden!

Da sprach zu ihm der Herr:

Red, mein Erwählter, Jeremias!

 

5 Und Jeremias sprach:

Allmächtiger Herr!

Gibst du die auserwählte Stadt jetzt den Chaldäern preis,

dass sich der König mit dem Heere rühmen kann:

„Ich hab die heilige Gottesstadt erobert“?

 

6 Fern sei’s, mein Herr!

Doch ist’s dein Wille,

mög sie durch deine Hände nur vernichtet werden!

 

7 Da sprach der Herr zu Jeremias:

Du bist mein Auserwählter.

Steh auf!

Verlaß die Stadt mit Baruch!

Denn ich vernichte sie,

weil ihre Einwohner gar viel gesündigt.

 

8 Betreten kann sie nicht der König, noch sein Heer,

wenn ich zuerst nicht ihre Pforten selber öffne.

 

9 Steh auf und geh zu Baruch!

Verkünd ihm diese Worte!

 

10 Und in der sechsten Stunde in der Nacht

geht auf die Stadtmauern!

Dann zeig ich euch,

dass sie die Stadt niemals betreten können,

wenn nicht ich selbst zuerst die Stadt vernichte.

 

11 Darauf verließ der Herr den Jeremias.

 

 

2. Kapitel: Des Jeremias Klage

1 Und da zerriß sich Jeremias die Gewänder

und streute Staub sich auf das Haupt.

Darauf betrat er Gottes Heiligtum.

 

2 Und Baruch sah den Staub auf seinem Haupt

und die zerrissenen Gewänder.

Er rief mit lauter Stimme:

„Ach Vater Jeremias! Was ist dir?

Oder welche Sünde hat das Volk getan?“

 

3 So oft das Volk ja sündigte,

hat Jeremias Staub sich auf das Haupt gestreut

und dann um Sündennachlaß für das Volk gebetet.

 

4 Und Baruch fragte ihn:

Was ist dir, Vater?

 

5 Da sagte Jeremias ihm:

Hüt dich, die Kleider zu zerreißen!

Laßt lieber unsere Herzen uns zerreißen!

Wir wollen jetzt nicht Wasser in die Teiche schütten;

wir wollen weinend sie mit Tränen füllen.

Der Herr erbarmt sich nimmer seines Volkes.

 

6 Und Baruch sprach:

Ach Vater Jeremias!

Was ist geschehen?

 

7 Da sagte Jeremias:

Gott gibt die Stadt in des Chaldäerkönigs Hand

und führt das Volk in die Gefangenschaft nach Babylon.

 

8 Als Baruch dies vernahm,

zerriß auch er die Kleider

und sprach:

Ach Vater Jeremias!

Wer offenbart dir dies?

 

9 Jeremias sprach zu ihm:

Wart mit mir nur ein wenig bis zur sechsten Stunde in der Nacht!

Alsdann erfährst du, ob die Rede wahr.

 

10 So blieben weinend sie am Brandopferaltar.

 

3. Kapitel: Jerusalems Zerstörung vorher verkündet

1 Als nun die mitternächtige Stunde kam,

wovon der Herr dem Jeremias schon gesagt,

da gingen sie zusammen auf die Stadtmauer,

Jeremias und Baruch.

 

2 Trompetenschall!

Und aus dem Himmel kommen Engel

mit Fackeln in den Händen,

und stellen sich auf die Stadtmauern.

 

3 Bei ihrem Anblick weinten Jeremias und Baruch;

sie sprachen:

Jetzt wissen wir: das Wort ist wahr.

 

4 Und Jeremias fleht die Engel an und spricht:

Ich bitte euch, die Stadt nicht sogleich zu zerstören,

eh ich nicht mit dem Herrn geredet habe.

Da sprach der Herr zu jenen Engeln:

Zerstöret nicht die Stadt,

bevor ich nicht mit meinem Auserwählten sprach,

mit Jeremias!

Da sagte er:

Herr, bitte, lag mich vor dir reden!

 

5 Da sprach der Herr:

Sprich, mein Erwählter, Jeremias!

 

6 Da sagte Jeremias:

Sieh, Herr! Jetzt wissen wir:

Du überlieferst deine Stadt in ihrer Feinde Hände;

sie führen weg das Volk nach Babylon.

 

7 Was sollen wir mit deinen Heiligtümern,

mit deinen gottesdienstlichen Geräten tun?

Was willst du, dass wir damit tun sollen?

 

8 Da sprach der Herr zu ihm:

Nimm sie und übergib sie beim Altar dem Erdboden

und sprich: Hör, Erde, jetzt die Stimme dessen,

der dich im Überschwang der Wasser einst geschaffen

und dich mit sieben Siegeln hat versiegelt

in sieben Zeiten!

Bald nimmst du selbst dein Schönstes auf.

Behüt die gottesdienstlichen Geräte

bis zu der Ankunft des Geliebten!

 

9 Da sprach Jeremias:

Ich bitt dich, Herr:

Sag mir, was ich mit Abimelech, dem Äthiopen, machen soll!

Er tat am Volk und deinem Diener Jeremias recht viel Gutes;

er zog mich aus der Schlammgrube.

So wünsch ich nicht,

dass er den Untergang der Stadt und die Verwüstung sähe,

dass er nicht traurig würde.

 

10 Da sprach der Herr zu Jeremias:

Schick ihn zum Weinberg des Agrippa durch den Bergweg!

Und ich verberge ihn,

bis ich das Volk zur Stadt zurückgeführt.

 

11 Dann sprach der Herr zu Jeremias:

Zieh mit dem Volke dein nach Babylon

und bleib bei ihm!

Verkünd ihm Gutes,

bis dass ich’s wieder in die Stadt heimführe!

 

12 Den Baruch aber lasse hier,

bis ich mit ihm gesprochen!

 

13 Nach diesen Worten ging der Herr von Jeremias in den Himmel.

 

14 Jeremias ging mit Baruch in das Heiligtum

und übergab die gottesdienstlichen Gerätschaften der Erde,

wie ihnen es der Herr befohlen.

Die Erde aber schluckte sie zur selben Stunde.

Da setzten sich die beiden hin und weinten.

 

15 Am andern Morgen schickte Jeremias Abimelech fort

und sagte:

Nimm einen Korb

und geh ins Landgut des Agrippa durch den Bergweg!

Hol ein paar Feigen!

Gib sie den Kranken in dem Volk!

Auf dir ruht ja des Herren Wohlgefallen

auf deinem Haupte seine Huld.

 

16 Da ging er weg,

wie er ihn hieß.

 

 

4. Kapitel: Des Jeremias Klage

1 Am andern Morgen

umschloß von allen Seiten das Chaldäerheer die Stadt.

Der große Engel aber stieß in die Trompete

und rief:

Zieht in die Stadt, chaldäische Mannen!

Das Tor steht euch ja offen.

 

2 Da zog der König mit dem Heere ein;

sie führten dann das ganze Volk gefangen fort.

 

3 Jeremias aber nahm des Tempels Schlüssel,

ging vor die Stadt hinaus

und warf sie vor die Sonne hin

und sprach:

Ich sag dir, Sonne:

Nimm hier des Gottestempels Schlüssel!

 

4 Behüt sie bis zum Tag,

wo dich der Herr nach ihnen fragt!

Wir selber galten nicht für würdig,

sie zu bewahren;

wir wurden ja erfunden

als ungetreueste Verwalter.

 

5 Solange Jeremias übers Volk noch weinte,

da wanderten sie schon nach Babylon.

 

6 Und Baruch tut sich Staub aufs Haupt,

sitzt hin und stimmt dies Klaglied an:

„Weswegen ward Jerusalem verwüstet?

Es ward in Feindeshand gegeben

der Sünden des geliebten Volkes wegen,

ja unsrer und des Volkes Sünden wegen.

7

Die Frevler aber mögen sich nicht rühmen und nicht sprechen:

„Wir überwältigten die Gottesstadt durch unsere Kraft“!

Ihr habt sie freilich überwältigt;

doch nur um unsrer Sünden willen wurden wir dahingegeben.

 

8 Doch unser Gott erbarmt sich unser wieder

und führt in unsre Stadt uns abermals zurück.

Ihr aber bleibet nicht am Leben.

 

9 Wie selig sind doch unsre Väter Abraham, Isaak, Jakob!

Sie sind aus dieser Welt gegangen

und haben nicht den Untergang der Stadt erlebt.“

 

10 Nach diesen Worten ging er weg

und sagte weinend:

Jerusalem, ich trauere um dich;

deswegen geh ich fort von dir.

 

11 Dann ließ er sich in einen Graben nieder

und blieb darin;

es kamen aber Engel

und brachten über alles Kunde ihm.

 

 

5. Kapitel: Abimelech holt Feigen

1 Die Feigen holte Abimelech in der Mittagsglut.

Da fand er einen Baum

und setzte sich in seinen Schatten,

ein wenig auszuruhen.

 

2 Er legte auf den Korb dabei sein Haupt,

und schlummerte so sechsundsechzig Jahre

und wachte nicht ein einzig Mal aus seinem Schlafe auf.

Doch schließlich wird er wach

und spricht:

Könnt’ ich ein wenig nur noch schlummern!

Ich fühl mich nicht von meinem Schlaf erquickt.

 

3 Er deckt den Korb mit seinen Feigen auf

und findet sie noch saftig.

 

4 Da sagte er:

Ich möcht ein wenig weiter schlummern;

der Kopf ist mir noch schwer.

 

5 Ich habe aber Angst,

ich möcht verschlafen

und gar zu spät aufwachen.

Dann würde mich mein Vater Jeremias tadeln.

Hätt er nicht Eile,

dann hätt er mich nicht heut schon in der Frühe fortgeschickt.

 

6 Ich steh nun auf,

geh in der Hitze heim;

dann komm ich an,

wenn sich die Hitze legt.

 

7 So steht er auf,

nimmt seinen Feigenkorb

und legt ihn auf die Schultern.

So kommt er nach Jerusalem.

Doch kennt er weder diese Stadt,

noch ihre Häuser,

noch seine eigene Familie.

Er spricht:

 

8 Gepriesen sei der Herr!

Ein starker Schwindel hat mich überfallen.

Dies ist gar nicht die rechte Stadt.

 

9 Ich bin verirrt,

weil ich den Bergweg ging.

Ich bin gerade aus dem Schlaf erwacht.

 

10 Der Kopf ist mir noch schwer;

ich hab noch nicht genug geschlafen;

ich bin verirrt.

 

11 Verwunderlich!

Wie kann ich nur vor Jeremias sagen,

ich sei verirrt!

 

12 So geht er wiederum zur Stadt hinaus;

dann schaut er nach den Merkmalen der Stadt

und sagt: „Die Stadt ist’s doch;

ich hab mich nur verirrt,“

 

13 kehrt wieder in die Stadt zurück

und sucht.

Er findet keines von den Seinen.

 

14 Er spricht:

Gepriesen sei der Herr!

Ein starker Schwindel hat mich überfallen.

 

15 Und wiederum geht er zur Stadt hinaus;

da bleibt er traurig stehen;

er weiß ja nicht, wohin er gehen soll.

 

16 Er stellt den Korb beiseite

und spricht:

Ich bleib hier sitzen,

bis dass der Herr mir diesen Schrecken nimmt.

 

17 Er setzt sich hin;

da sieht er einen alten Mann vom Felde kommen;

zu ihm sagt Abimelech:

Du alter Mann!

Ich frag dich, was für eine Stadt ist dies?

 

18 Er sagte ihm:

Jerusalem.

Da fragt ihn Abimelech:

Wo ist der Priester Jeremias

und der Vorleser Baruch?

Wo ist das ganze Volk in dieser Stadt?

Ich fand ja niemand mehr.

 

19 Da fragte ihn der Greis:

Bist du denn nicht aus dieser Stadt?

Du nennst den Jeremias

und fragst nach ihm,

 

20 nach dieser langen Zeit?

 

21 Jeremias ist ja mit dem Volk in Babylon.

Sie wurden von dem Könige Nabuchodonosor dorthin geführt;

bei ihnen ist nun Jeremias,

um ihnen Gutes zu verkünden

und sie darüber zu belehren.

 

22 Dies hörte Abimelech von dem alten Mann;

er spricht sofort:

 

23 Wärst du nicht schon ein Greis

und wär es nicht verboten,

einen älteren Menschen zu beschimpfen,

so würd ich dich verlachen

und sagen:

du bist verrückt.

Du sagst: Das Volk ward fort nach Babylon geschleppt.

 

24 Ja, wären selbst des Himmels Wolkenbrüche drauf gestürzt,

so hätte doch die Zeit zu einem Marsch nach Babel nicht gereicht.

 

25 Ja, welche Stunde ist’s denn jetzt,

seitdem mein Vater Jeremias mich zum Landgut des Agrippa ausgeschickt,

um ein paar Feigen ihm zu holen

und sie den Kranken in dem Volk zu geben?

Ich ging hinweg und holte sie.

 

26 Dabei kam ich zu einem Baume in der Mittagshitze,

und setzte mich ein wenig nieder, um zu ruhen.

Ich stützte auf den Korb mein Haupt

und schlief darüber ein.

Hernach erwache ich

und deck den Korb mit meinen Feigen auf.

Ich glaubte,

ich hätte mich etwas verspätet,

fand aber noch die Feigen grad so saftig,

wie ich sie mir gepflückt.

Da sagst du nun,

es sei das Volk nach Babel weggeschleppt?

 

27 Hier! Überzeug dich selbst!

Nimm! Schau die Feigen an!

 

28 Und damit deckte er den Feigenkorb dem Alten auf.

 

29 Und dieser sah, dass sie noch saftig waren.

 

30 Wie sie der Greis gesehen, rief er aus:

Mein Sohn! Du bist ein Frommer.

Gott wollte dich der Stadt Verwüstung nimmer sehen lassen.

Deshalb ließ Gott den Schwindel dich befallen.

Sieh! Heute sind es sechsundsechzig Jahre,

seitdem das Volk nach Babylon verschleppt ist worden.

 

31 Damit du siehst, mein Sohn, dass dieses wahr,

schau auf das Ackerfeld und sieh!

Die Samen keimen erst.

Die Zeit für Feigen ist noch nicht gekommen.

Bedenk es wohl!

 

32 Da schrie mit lauter Stimme Abimelech:

Ich preis dich, Herr, du Gott des Himmels und der Erde,

du Ruhestätte der gerechten Seelen aller Orten!

 

33 Er fragt den alten Mann:

Was für ein Monat ist es jetzt?

Er sagt: Der zwölfte Nisan.

Da nimmt er ein paar Feigen,

gibt sie dem alten Mann

und spricht zu ihm:

Gott führ dich in die obere Stadt Jerusalem zum Licht!

 

 

6. Kapitel: Abimelech und Baruch

1 Danach ging Abimelech aus der Stadt

und betete zum Herrn.

Da kam ein Engel von dem Herrn

und führte ihn zu Baruch;

da fand er ihn in einem Grabe sitzen.

 

2 Als sie einander sahen,

da brachen sie in Tränen aus

und küßten sich.

Und Baruch blickte auf

und sah die Feigen in dem Korbe liegen;

da hob er seine Augen zu dem Himmel

und betete und sprach:

Es ist ein Gott, der seine Heiligen belohnt.

Meine Seele!

 

3 Sei zufrieden! Freue dich!

Juble laut in deinem Zelt!

Ich mein, in deinem Haus von Fleisch.

Es wird in Freude deine Trauer umgewandelt.

Denn der Allmächtige kommt

und holt dich aus dem Zelt.

Du hattest keine Sünde.

 

4 Du mein jungfräulicher Glaube, jauchze auf!

Glaub, dass du leben wirst!

 

5 Schau hier auf diesen Feigenkorb!

An sechsundsechzig Jahre gingen vorüber,

und jene faulten nicht

und rochen nicht;

sie sind noch saftig.

 

6 So wird auch dir, mein Fleisch, geschehen,

befolgst du die Gebote,

die dir der Engel der Gerechtigkeit gegeben.

 

7 Er, der den Feigenkorb bewahrte,

bewahrt auch dich in seiner Kraft.

 

8 Also sprach Baruch.

Dann sagte er zu Abimelech:

Steh auf! Wir wollen beten,

der Herr mög uns belehren,

wie wir nach Babylon

den Vorfall Jeremias könnten melden,

den Schutz, der dir zuteil geworden.

 

9 Und also betete Baruch:

Der Herr, unser Gott, ist unsere Kraft,

das auserlesen Licht,

das seinem Mund entströmt.

Ich fleh und bitt zu deiner Güte,

du großer Name,

den niemand wissen kann:

 

10 Hör deines Dieners Stimme

und werd in meinem Herzen Einsicht!

Was willst du, dass wir tun?

Wie kann ich hin nach Babylon zu Jeremias schicken?

 

11 Noch betet Baruch,

da kam vom Herrn ein Engel

und sprach zu Baruch:

 

12 Baruch, lichtvoller Ratgeber!

Sorg dich nicht ab,

wie du zu Jeremias sendest!

Ein Adler kommt zu dir

schon morgen früh.

Bemüh dich selber nicht um Jeremias!

 

13 Schreib also einen Brief:

„Sprich zu den Kindern Israels:

Wer bei euch Fremdling ist,

der sondere sich ab,

und zwar auf fünfzehn Tage!

Dann bring ich wieder euch in eure Stadt zurück,

so spricht der Herr.

 

14 Doch wer sich nicht aus Babel sondert, Jeremias,

betritt die Stadt auch nicht.

Ich straf sie damit,

dass sie auch von den Babyloniern

nicht wieder aufgenommen werden,

so spricht der Herr.

 

15 Darauf verließ der Engel Baruch.

 

16 Da schickte Baruch zu dem Heidenmarkt

und ließ Papier und Tinte holen;

dann schrieb er diesen Brief:

 

17 Baruch, der Diener Gottes, schreibt an Jeremias:

Gefangener in Babylon!

Sei mir gegrüßt und jauchze auf!

Denn Gott läßt uns aus diesem Leib nicht scheiden,

in Trauer um die öde, schwer geprüfte Stadt.

 

18 Deswegen ward der Herr

durch unsere Tränen bis zum Mitleide gerührt,

und er gedacht des Bundes,

den er mit unsern Vätern Abraham, Isaak und Jakob abgeschlossen.

 

19 Er sandte seinen Engel mir

und sprach zu mir die Worte,

die ich dir sende.

 

20 Dies sind die Worte,

die Israels Gott, der Herr, gesprochen,

der uns aus dem Ägypterland,

aus jenem großen Feuerofen führte:

 

21 Ihr hieltet nicht, was ich geboten,

und übermütig wurde euer Sinn;

ihr waret vor mir halsstarrig.

So wurde ich erzürnt

und übergab im Grimme euch dem Feuerofen Babels.

 

22 Hört ihr auf meine Stimme, spricht der Herr,

aus meines Dieners Jeremias Mund,

so bring ich den, der hört, aus Babylon;

wer aber nicht drauf hört,

der bleibt Jerusalem wie Babel fremd.

 

23 Du wirst sie an des Jordans Wasser prüfen können;

erkannt wird, wer nicht hört.

Dies ist des großen Sieges Zeichen.

 

 

7. Kapitel: Der Adler

1 Darauf erhob sich Baruch

und ließ das Grab.

 

2 Der Adler sprach zu ihm mit Menschenstimme:

Baruch! Sei du gegrüßt, des Glaubens Schirmer!

 

3 Da sagte Baruch ihm:

Du, der du reden kannst,

bist der aus allen Himmelsvögeln Auserwählte;

man sieht dies an dem Glanze deiner Augen.

 

4 Sag mir:

Was tust du hier?

 

5 Da sprach zu ihm der Adler:

Ich ward hierher gesandt,

dass du durch mich jetzt jede Botschaft sendest.

 

6 Da sagte Baruch ihm:

Kannst du nach Babel dies dem Jeremias bringen?

 

7 Der Adler sprach zu ihm:

Deswegen ward ich hergeschickt.

 

8 Und Baruch nahm den Brief,

samt fünfzehn Feigen aus dem Korb des Abimelech,

und band ihn an den Hals des Adlers

und sagte ihm:

 

9 Ich sage dir, der Vögel König:

Reis hin in Frieden und in Heil

und bring mir Nachricht!

 

10 Gleich nicht dem Raben, den einst Noe ausgesandt

und der nicht mehr zur Arche kehrte!

Gleich nur der Taube,

die dreimal dem Gerechten Botschaft brachte!

 

11 So nimm auch du die Freudenbotschaft hier

an Jeremias mit und die Gefährten!

Dann mög’s dir wohl ergehen!

Bring dieses Blatt dem auserwählten Gottesvolk!

Und sollten alle Himmelsvögel dich umringen

und alle Wahrheitsfeinde mit dir streiten wollen,

so kämpfe!

 

12 Der Herr mög Kraft dir geben!

Wend dich nach rechts nicht, noch nach links!

Flieg wie ein Pfeil geradeaus!

So flieg auch du in Gottes Kraft!

 

13 So flog der Adler mit dem Briefe fort

und kam nach Babylon.

Da ruhte er auf einem Baume außerhalb der Stadt

an einem stillen Ort;

er aber schwieg,

bis Jeremias selbst

mit einigen andern aus dem Volke kam.

 

14 Sie gingen ja heraus,

um einen Toten zu begraben.

Denn Jeremias hatte den Nabuchodonosor gebeten:

„Gewähr mir einen Platz,

wo ich die Toten meines Volks begraben kann!“

 

15 Er gab ihm einen solchen.

Als sie hinauszogen

und den Verstorbenen beweinten,

gelangten sie zum Adler.

Da schrie der Adler:

Ich sag dir, Jeremias, Auserwählter Gottes:

Geh hin und laß das ganze Volk zusammenkommen!

Sie sollen hieher kommen,

die frohe Botschaft zu vernehmen,

die ich von Baruch und von Abimelech hier dir bringe!

 

16 Als Jeremias dies vernahm,

lobpries er Gott.

Dann ging er fort,

und sammelte das Volk mit Weib und Kind.

Dann ging er an den Ort,

woselbst der Adler war.

 

17 Da ließ der Adler auf den Toten sich herab,

und dieser lebte wieder auf.

Und dies geschah, damit sie glaubten.

 

18 Das ganze Volk erstaunte drob und sprach:

Vielleicht ist dies der Gott,

der unsern Vätern in der Wüste einst durch Moses ist erschienen

und der nun eines Adlers Form hat angenommen

und uns durch diesen großen Adler hier sich zeigt.

 

19 Der Adler sprach zu Jeremias:

Komm her! Bind diesen Brief mir los!

Lies ihn dem Volke vor!

Er band den Brief ihm los

und las dem Volk ihn vor.

 

20 Kaum hört das Volk davon,

bricht es in Tränen aus

und streut sich Staub aufs Haupt.

 

21 Dann sagten sie zu Jeremias:

Rett uns!

Sag uns! Was sollen wir nur tun,

damit wir wiederum in unsere Stadt gelangen?

 

22 Da sagte ihnen Jeremias:

Befolget alles,

was ihr aus diesem Briefe hört!

Dann führt er uns in unsre Stadt zurück.

 

23 Drauf schrieb auch Jeremias einen Brief an Baruch,

der also lautete:

Mein lieber Sohn!

Ermüde nicht bei deinem Beten!

Bitt doch für uns,

er möge unsern Wandel leiten,

bis wir des schlimmen Königs Herrschaftsgebiet verlassen!

Du wurdest ja vor Ihm gerecht erfunden.

Er ließ dich nicht mit uns hieher gelangen,

damit du nicht des Volks Mißhandlung durch die Babylonier

mitanschauen mußtest.

 

24 Es ist so, wie bei einem Vater,

der einen einzigen Sohn besitzt.

Wird dieser hingerichtet,

alsdann bedecken seinem Vater das Gesicht

die sich um ihn bemühen

und trösten wollen,

dass er des Sohnes Hinrichtung nicht schaue

und durch die Trauer größren Schaden leide.

Und so erbarmte sich auch deiner Gott

und ließ dich nicht nach Babylon kommen,

damit du nicht des Volks Mißhandlung schautest.

Seitdem wir hier in diese Stadt gekommen,

hört bei uns nicht die Trauer auf;

heut sind es sechsundsechzig Jahre.

 

25 Oft ging ich ja hinaus

und traf vom Volke viele an,

die aufgehängt vom König Nabuchodonosor,

in Tränen schrieen:

„Erbarm dich unser, o Gott Zar!“

 

26 Als ich dies hörte, ward ich traurig

und weinte doppelt heftig;

fürs erste, weil sie aufgehängt,

fürs zweite, weil sie einen fremden Gott anriefen

und sagten:

Erbarm dich unser!

Ich dachte aber an das Fest,

das wir einst zu Jerusalem gefeiert,

bevor wir weggeführt sind worden.

 

27 Da seufzte ich bei der Erinnerung auf,

ging schmerzbewegt und weinend heim.

 

28 Nun bete an dem Ort, wo du mit Abimelech weilst,

für dieses Volk,

auf dass es meine Stimme höre

und meines Mundes Vorschriften;

dann dürfen wir von hinnen ziehen!

 

29 Ich sag dir ja:

Die ganze Zeit, die wir hier waren,

da hielten sie uns an und sprachen:

„Singt uns ein Lied aus Sions Liedern

und den Gesang auf euren Gott!“

Da sagten wir zu ihnen:

„Wie können wir euch nur in fremdem Lande singen?“

 

30 Hernach band er den Brief

dem Adler an den Hals

und sprach: Zieh hin im Frieden!

Der Herr mög über beide wachen!

 

31 Dann fliegt der Adler fort

und bringt den Brief dem Baruch.

Und dieser band ihn ab

und las und küßte ihn;

dann weinte er,

als er draus von des Volkes Not und Leiden hörte.

 

32 Und Jeremias nahm die Feigen

und teilte sie den Kranken in dem Volke aus.

Er selbst blieb da und lehrte sie,

sie sollen sich von Babels Unreinheiten, diesen heidnischen, recht hüten.

 

 

8. Kapitel: Des Jeremias Mahnworte

1 Da kam der Tag,

wo Gott das Volk aus Babel führte.

 

2 Es sprach der Herr zu Jeremias:

Steh auf, du und das Volk!

Zieh an den Jordan! Sag dem Volk:

Wer sich den Herrn erwählt, der lasse Babylons Werke,

die Männer, die sich Weiber draus genommen,

die Weiber, die sich Männer draus verbunden!

 

3 Die dir gehorchen,

sie dürfen dann hinüberziehen.

Führ drauf sie nach Jerusalem!

Die aber dir nicht folgen,

darfst du nicht dahin führen.

 

4 Und Jeremias kündete die Worte ihnen.

Da machten sie sich auf

und zogen an den Jordan, ihn zu überschreiten;

er aber kündet ihnen wiederum die Worte,

die ihm der Herr gesagt.

Die Hälfte der Verehlichten

gab aber Jeremias kein Gehör;

sie sagten ihm:

Wir wollen unsere Weiber

in Ewigkeit nicht lassen;

wir nehmen sie mit uns in unsere Stadt.

 

5 Sie überschritten nun den Jordan

und kamen nach Jerusalem.

Darauf erhob sich Jeremias

und Baruch sowie Abimelech

und sagten:

Wer sich aus Babylon ein Weib genommen,

darf diese Stadt niemals betreten!

 

6 Da sagten sie zu ihnen:

Dann lasst uns wiederum nach Babylon kehren,

an unsere Stätte!

 

7 Sie zogen ab.

Als sie nach Babylon gelangten,

kam ihnen Babels Volk entgegen

und sprach:

Ihr dürft nicht unsere Stadt betreten;

ihr hasstet uns,

und ihr verließt uns heimlich.

Ihr dürft deshalb nicht zu uns kommen.

Denn wir verschworen uns im Namen unseres Gottes,

nicht euch noch eure Kinder wieder aufzunehmen;

denn heimlich habt ihr uns verlassen.

 

8 Sie hörten dies und machten kehrt

und zogen hin an einen öden Ort,

fern von Jerusalem.

Sie bauten eine Stadt

und nannten sie Samaria.

 

9 Doch Jeremias schickt zu ihnen

und lässt vermelden:

Tut Buße!

Es kommt ein Engel der Gerechtigkeit

und führt euch hin zu eurem hohen Ort.

 

 

9. Kapitel: Des Jeremias Abschied

1 Da setzten sich die in des Jeremias Nähe;

sie waren fröhlich

und opferten neun Tage für das Volk.

 

2 Am zehnten Tag bringt Jeremias ganz allein ein Opfer dar

und betet so:

 

3 „Heilig, heilig, heilig!

Du Wohlgeruch der Lebensbäume!

Du wahres Licht, das mich erleuchtet,

bis ich zu dir werd aufgenommen!“

mit jener süßen Stimme der beiden Seraphim.

 

4 Ich bitte um ein andres duftend Räucherwerk.

 

5 Und meine Sorge geht um Michael, den Erzengel der Gerechtigkeit,

bis er hineinführt die Gerechten.

 

6 Ich flehe, Herr, dich an,

der ganzen Schöpfung Allbeherrscher,

du Ungezeugter, Unerforschter!

Verborgen war in dir die Schöpfung all vor der Erschaffung.

 

7 Also sprach Jeremias;

dann ging er zum Altar mit Baruch und mit Abimelech.

Da glich er einem,

der seine Seele übergab.

 

8 Darauf fiel Abimelech mitsamt Baruch nieder;

sie weinten laut und riefen:

„Verlassen hat uns unser Vater Jeremias;

der Priester Gottes ist hinweggegangen.“

 

9 Das ganze Volk vernahm ihr Weinen,

und alles lief zu ihnen

und sah, wie Jeremias tot da lag.

Und sie zerrissen ihre Kleider

und streuten Staub sich auf das Haupt

und weinten bitterlich.

 

10 Sie machten sich hernach bereit,

ihn zu bestatten.

 

11 Doch da ertönte eine Stimme;

sie sprach:

„Begrabt ihn nicht!

Er lebt ja noch.

Und in den Leib kommt wieder seine Seele.“

 

12 Als sie die Stimme hörten,

begruben sie ihn nicht;

sie blieben um sein Zelt drei Tage

und rieten hin und her,

zu welcher Stund er sich erhöbe.

 

13 Und nach drei Tagen kam die Seele wieder in den Leib.

Und da erhob er mitten unter ihnen seine Stimme;

er sprach:

Preist Gott! Preist alle Gott

und Gottes Sohn,

Jesus Christus, der uns erweckt,

aller Welten Licht,

Leuchte, die nie erlöscht,

des Glaubens Leben!

 

14 Nach diesen Zeiten kommen aber andere 365 Jahre,

bis dass er auf die Erde kommt.

Der Lebensbaum, in Paradiesesmitte eingepflanzt,

lässt alle unfruchtbaren Bäume fruchtbar werden;

sie wachsen und gedeihen,

und ihre Frucht bleibt bei den Engeln.

 

15 Die Aufgeschossenen, die Prahlerischen,

die sagen:

„Wir haben unser Ende anvertraut der Luft“.

Sie lässt Er samt den hohen Zweigen dorren,

und Bäume, festgewurzelt, lässt Er sinken.

Das Rote aber macht Er so wie weiße Wolle.

 

16 Der Schnee wird schwarz,

die süßen Wasser bitter

im großen Licht der Gottesfreude.

 

17 Er segnet auch die Inseln,

so dass sie Früchte bringen

nach jenem Worte aus dem Munde des Gesalbten.

 

18 Er selber kommt,

geht wieder fort

und wählt sich zwölf Apostel aus,

dass sie den Heiden frohe Botschaft künden.

Ich schaute ihn, wie er, geschmückt von seinem Vater,

in diese Welt kam auf den Ölberg

und wie er Hungernde erquickte.

 

19 Als Jeremias also redete,

dass Gottes Sohn in dieser Welt erschiene,

da ward das Volk erzürnt und sprach:

 

20 Dies sind des Amossohns Isaias Worte wieder,

der sagt:

„Ich habe Gott gesehen, und zwar Gottes Sohn.“

 

21 Kommt!

Wir wollen ihn zwar nicht auf solche Art, wie jenen, töten;

wir töten ihn mit Steinen.

 

22 Da wurde Baruch wie auch Abimelech

ob solchen Unverstandes sehr betrübt;

sie wollten aber dennoch hören,

der voll war der Geheimnisse, die er geschaut.

 

23 Jeremias aber sprach zu ihnen:

Seid still und weinet nicht!

 

24 Sie können mich nicht töten,

bis ich euch alles, was ich sah, berichtet habe.

 

25 Er sagte dann zu ihnen:

Bringt einen Stein hierher!

Da stellte er ihn auf und sprach:

O ewiges Licht!

Lass diesen Stein, so wie ich bin, auch werden!

 

26 Da nahm der Stein die Form des Jeremias an.

 

27 Da warfen sie den Stein mit andern Steinen;

sie meinten, Jeremias sei es.

 

28 Und da erzählte Jeremias Baruch und dem Abimelech

all die Geheimnisse, die er geschaut.

 

29 Dann trat er mitten unters Volk,

weil er sein Amt zu Ende führen wollte.

 

30 Da schrie der Stein und rief:

Ihr israelitischen Toren!

Weswegen steiniget ihr mich

und meint, ich sei Jeremias?

Seht, Jeremias steht dort mitten unter euch.

 

31 Und wie sie ihn erblickten,

da liefen sie sofort mit vielen Steinen gegen ihn.

So nahm sein Amt ein Ende.

 

32 Und Baruch kam und Abimelech,

und sie begruben ihn

und nahmen jenen Stein

und stellten ihn zu seinem Angedenken auf;

sie schrieben drauf:

„Dies ist der Stein,

der Jeremias einst geholfen hat.“

 

4. Baruch

4. Apokalypse des Baruch

5. Apokalypse des Baruch (1-40)

5. Apokalypse des Baruch (41-60)

5. Apokalypse des Baruch (61-87)

 

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