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Gilgamesh (4)

Veröffentlicht am 04.11.2016

Der Schenkin Siduri, die da wohnt in des Meeres Abgeschiedenheit, Sie wohnt und ... 

Hat man gemacht einen Krug, gemacht einen goldenen Maischbottich, 
Mit Hüllen ist sie umhüllt...
Gilgamesch ward umhergetrieben und kam daher. 
Mit einem Felle ist er bekleidet ..., 
Götterfleisch hat er ..., 
Harm ist da in seinem Gemüte, 
Einem Wanderer ferner Wege gleicht sein Antlitz.
Die Schenkin schaut in die Ferne aus, 
Mit ihrem Herzen sich beredend, sagte sie die Worte, 
Ja, mit sich selber ging sie zu Rate: 

»Vielleicht ist dieser ein Mörder... Irgendwohin geht er ...!« 

Da die Schenkin ihn gesehen, riegelte sie die Türe zu, 
Ihr Tor riegelte sie zu, riegelte zu den Riegel.
Er aber, Gilgamesch, hatte acht auf ihre Stimme, 
Hob empor sein Kinn, richtete den Blick auf sie
Gilgamesch sprach zu ihr, zur Schenkin: 

»Schenkin, was sahst du, daß deine Türe du verriegeltest? 
Dein Tor verriegeltest, verriegeltest den Riegel? 
Die Türe zerschlag ich, zerbreche den Riegel!«

[Das Folgende stammt aus einer altbabylonischen Tafel]

»In ihre Felle kleidet er sich, isst rohes Fleisch, 
In die Brunnen, Gilgamesch, die nie zuvor vorhanden waren, 
Wird, wenn du es sagst, mein Wind das Wasser treiben!«

Schamasch betrübte sich, machte sich auf zu ihm uUnd sprach zu Gilgamesch: 

«Gilgamesch, wohin läufst du? Das Leben, das du suchst, wirst du sicher nicht finden!« 

Gilgamesch sprach zu ihm, zu Schamasch, dem Helden: 

»Ward seit dem Laufen und Rennen über die Steppe hin auf der Erde des Ausruhens viel? 
Und doch schlief ich alle die Jahre! 
Möge mein Auge die Sonne erblicken, ich am Licht mich ersättigen! 
Ist die Finsternis fern, wieviel Helligkeit ist da? 
Wann könnte ein Toter den Sonnenglanz sehen?«

[ zurück zum jüngeren Epos:]

Gilgamesch sprach zu ihr, zur Schenkin: 

»Ich packte den Stier, der vom Himmel herabkam, erschlug ihn
Ich habe den Wächter des Forstes erschlagen, 
Chumbaba umgebracht, der im Zedernwald wohnt, 
In den Pässen der Berge Löwen getötet.«

Die Schenkin sprach zu ihm, zu Gilgamesch: 
»Wenn du Gilgamesch bist, so den Wächter erschlagen, 
Chumbaba umgebracht, der im Zedernwald wohnt, 
In den Pässen der Berge Löwen getötet, 
Gepackt und erschlagen den Stier, der vom Himmel herabkam - 
Warum sind denn abgezehrt deine Wangen, gebeugt dein Antlitz, 
Ist unfroh dein Herz, verlebt deine Züge, 
Ist Harm in deinem Gemüte da, 
Gleicht einem Wanderer ferner Wege dein Antlitz, 
Ist von Nässe und Sonnenglut dein Antlitz versengt, 
... und läufst in die Steppe?«

Gilgamesch sprach zu ihr, zur Schenkin: 

»Mein Freund, den ich über die Maßen liebte, 
Der mit mir durch alle Beschwernisse zog
Enkidu, den ich über die Maßen liebte, 
Der mit mir durch alle Beschwernisse zog - 
Er ging dahin zur Bestimmung der Menschheit.
Um ihn hab ich Tag und Nacht geweint, 

Ich gab nicht zu, daß man ihn begrübe - 
Ob mein Freund nicht doch aufstünde von meinem Geschrei - 
Sechs Tage und sieben Nächte, 
Bis daß der Wurm sein Gesicht befiel. 
Seit er dahin ist, fand ich das Leben nicht, 
Strich umher wie ein Räuber inmitten der Steppe.
Nun, Schenkin, hab ich dein Antlitz erblickt - möchte ich den Tod, den ich so fürchte, nicht ersehen!«

Die Schenkin sprach zu ihm, zu Gilgamesch: 

»Gilgamesch, wohin läufst du? Das Leben, das du suchst, wirst du sicher nicht finden! 
Als die Götter die Menschheit erschufen, Teilten den Tod sie der Menschheit zu, 
Nahmen das Leben für sich in die Hand. Du, Gilgamesch - dein Bauch sei voll, 
Ergötzen magst du dich Tag und Nacht! Feiere täglich ein Freudenfest! 
Tanz und spiel bei Tag und Nacht! Deine Kleidung sei rein, gewaschen dein Haupt, 
Mit Wasser sollst du gebadet sein! Schau den Kleinen an deiner Hand, 
Die Gattin freu' sich auf deinem Schoß! Solcher Art ist das Werk der Menschen!«

[einige Verse fehlen]

Gilgamesch sprach zu ihr, zur Schenkin: 

»Nun, Schenkin, wie ist der Weg zu Utnapischtim? 
Was ist sein Merkmal? Gib mir, ja gib mir sein Merkmal! 
Wenn's möglich ist, will ich das Meer überqueren, 
Wenn's unmöglich ist, durch die Steppe laufen!«;

[entsprechend sind altbabylonischen Verse:]

»Was, meine Schenkin, sagst du ...? 
Um meinen Freund ist mein Herz bekümmert gar sehr! 
Was, meine Schenkin, sagst du ...? 
Um Enkidu ist mein Herz bekümmert gar sehr. 
Du wohnst, meine Schenkin, am Gestade des Meeres, 
Daher weißt du Bescheid, dein Herz umfaßt alles. 
Wohin ich gehen soll, weise mir...! 
Wenn es möglich ist, will ich das Meer überschreiten!«

Die Schenkin sprach zu ihm, zu Gilgamesch: 

»Nicht gab es, Gilgamesch, je eine Übergangsstelle, 
Und niemand, der seit vergangenen Zeiten herkommt, geht übers Meer. 
Meerüberschreiter ist nur Schamasch, der Held
Wer geht außer Schamasch hinüber? 
Mühe schafft der Ubergangsort, mühselig ist der Weg dahin, 
Und dazwischen liegt das Gewässer des Todes, das unzugänglich ist! 
Irgendwo einmal, Gilgamesch, überschrittest du das Meer. 
Kommst du aber zum Wasser des Todes - was willst du tun? 
Gilgamesch, da ist UrschanabiUtnapischtims Schiffer! 
Dem gehören die Steinernen drinnen im Walde sammelt er Warane. 
Geh hin, daß er dein Angesicht schaue! 
Wenn's möglich ist, fahr über mit ihm, 
Wenn's nicht möglich ist, weiche hinter dich!«

Kaum hatte Gilgamesch dies gehört, 
Da nahm er die Axt auf in seine Hand. 
Zückte das Schwert an seiner Seite, 
Schlüpfte hinein, stieg hinab zu ihnen, 
Unter sie stürzte er wie ein Pfeil, 
Inmitten des Waldes läßt er die Stimme erdröhnen, 
Es sah ihn Urschanabi, den helläugigen ..., den Mann. 
Er hörte die Axt, lief hinzu und ... 
Dann schlug er den Kopf des ... 
Packte seine Hand und ... 
Und die Steinernen hielt er zurück ...

[2 Verse fehlen]

In seinem Zorne« zerschmetterte er sie.

Er kehrte um, zu ihm hinzutreten, 
Urschanabi sieht in seine Augen.

Urschanabi sprach zu ihm, zu Gilgamesch: 

»Wer du mit Namen seist, sage mir! 
Ich bin Urschanabi, im Dienst des fernen Utnapischtim.«

Gilgamesch sprach zu ihm, zu Urschanabi: 

»Gilgamesch ist mein Name, 
Der ich gekommen aus Uruk, dem Hause des Anu, 
Der ich umherging in den Bergen, 
Einen fernen Weg, den Pfad des Schamasch. 
Nun, Urschanabi, hab ich dein Antlitz erblickt
Zeig mir den fernen Utnapischtim!«

Urschanabi sprach zu ihm, zu Gilgamesch:

[bis zu 5 Verse fehlen]

»Wenn ich dir zeigen soll den fernen Utmapischtim, 
Mußt du mit mir das Schiff besteigen, 
Zu dem, der..., will ich dich hinbringen.«

Gemeinsam beraten die beiden Gilgamesch sagt ein Wort zu diesem.

[Durch die jüngere Fassung eingefügt:]

»Warum sind abgezehrt deine Wangen, gebeugt dein Antlitz, 
Ist unfroh dein Herz, verlebt deine Züge, 
Ist Harm in deinem Gemüte da, 
Gleicht einem Wanderer ferner Wege dein Antlitz, 
Ist von Nässe und Sonnenglut dein Antlitz versengt, 
...und läufst in die Steppe?«

Gilgamesch sprach zu ihm, zum Schiffer Urschanabi: 

»Urschanabi, sollen meine Wangen nicht abgezehrt sein, nicht gebeugt mein Anlitz? 
Nicht unfroh mein Herz sein, nicht verlebt meine Züge, 
Nicht Harm in meinem Gemüte sein, 
Nicht gleichen einem Wanderer ferner Wege mein Antlitz, 
Nicht von Nässe und Sonnenglut mein Antlitz versengt sein, 
..., ich nicht in die Steppe laufen?
Mein Freund, der flüchtige Maulesel, der Wildesel des Gebirges, der Panther der Steppe! 
Enkidu, mein Freund, der flüchtige Maulesel, der Wildesel des Gebirges, der Panther der Steppe! 
Nachdem wir, alles gemeinsam verrichtend, den Berg erstiegen, 
Die Stadt ... einnahmen, den Himmelsstier töteten, 
Auch den Chumbaba umbrachten, der da wohnte im Zedernwald, 
In den Pässen der Berge Löwen töteten -
Mein Freund, den ich über die Maßen geliebt, 
Der mit mir durch alle Beschwernisse zog, 
Enkidu, mein Freund, den ich über die Maßen geliebt, 
Der mit mir durch alle Beschwernisse zog, 
Es hat ihn ereilt die Bestimmung der Menschheit.
Um ihn weint' ich sechs Tage und sieben Nächte, 
Ich gab nicht zu, daß man ihn begrübe, 
Bis daß der Wurm sein Gesicht befiel.
Mir graute vor meines Freundes Aussehn, 
Ich erschrak vor dem Tod, daß ich lief in die Steppe! 
Meines Freundes Sache lastet auf mir, 
Daß ich lief einen fernen Pfad in die Steppe! 
Enkidus, meines Freundes, Sache lastet auf mir, 
Daß ich lief einen fernen Weg in die Steppe!
Ach, wie soll ich stumm bleiben? Ach, wie schweigen? 
Mein Freund, den ich liebte, ist zu Erde geworden! 
Enkidu, mein Freund, den ich liebte, ist zu Erde geworden! 
Werd ich nicht auch wie er mich betten 
Und nicht aufstehn in der Dauer der Ewigkeit?«

Gilgamesch sprach zu ihm, zum Schiffer Urschanabi: 

»Nun, Urschanabi, wie ist der Weg zu Utnapischtim? 
Was ist sein Merkmal? Gib mir, ja gib mir sein Merkmal, 
Wenn's möglich ist, will ich das Meer überqueren, 
Wenn's unmöglich ist, durch die Steppe laufen!«

Urschanabi sprach zu ihm, zu Gilgamesch: 

»Die Steinernen, Gilgamesch, waren es, welche mich hinüberbringen, 
Auf daß ich nicht berühre die Wasser des Todes. 
Deine Hände, Gilgamesch, hemmten die Überfahrt! 
Du zerschlugst die Steinernen, rissest aus ihre Ketten

Nun, wo die Steinernen zerschlagen, ihre Ketten herausgerissen sind, 
Nimm die Axt auf, Gilgamesch, in deine Hand! 
Wohlan, geh wieder zum Wald hinab, 
Hundertzwanzig Stangen zu fünfmal zwölf Ellen schneide dir zu, 
Schäle sie, und bring Ruderblätter an! Die magst du mir bringen.«

Kaum hatte Gilgamesch dieses gehört, 
Da nahm er die Axt auf, in seine Hand, ... 
Wieder ging er zum Wald hinab, 
Hundertzwanzig Stangen schnitt er sich zu zu fünfmal zwölf Ellen, 
Schälte sie und brachte Ruderblätter an 
Und brachte sie hin zu Urschanabi.

Gilgamesch und Urschanabi bestiegen das Schiff, Setzten das Schiff ein, und sie fuhren dahin. 
Ein Weg von einem Monat und fünfzehn Tagen war am dritten Tage ganz zurückgelegt, 
So gelangte Urschanabi zum Wasser des Todes. 

Urschanabi sprach zu ihm, zu Gilgamesch: 

»Halte dich zurück, Gilgamesch, nimm eine Stange! 
Über die Wasser des Todes darf deine Hand nicht hinwegfahren, ... 
Eine zweite Stange, Gilgamesch, nimm, eine dritte und vierte! 
Eine fünfte Stange, Gilgamesch, nimm, eine sechste und siebte! 
Eine achte Stange, Gilgamesch, nimm, eine neunte und zehnte! 
Eine elfte Stange, Gilgamesch, nimm, eine zwölfte!« 

Mit zweimal sechzig' hatte Gilgamesch die Stangen verbraucht.
Er indes löste seinen Gürtel ..., 
Gilgamesch riß sich die Kleidung vom Leibe, 
Mit den Händen befestigt' er sie am Mast ...
Utnapischtim schaut in die Ferne aus, 
Mit seinem Herzen sich beredend, sagt er die Worte, 
Ja, mit sich selber geht er zu Rate: 

»Weshalb sind des Schiffes Steinerne zerschlagen, 
Und fährt wer im Schiff, der kein Recht darauf hat? 
Der da gekommen, der Mensch, ist doch keiner der Meinen?

[3 Verse fehlen]

Was begehrt wohl sein Herz von mir?«

[20 Verse fehlen]

Utnapischtim sprach zu ihm, zu Gilgamesch:

»Warum sind abgezehrt deine Wangen, gebeugt dein Antlitz, 
Ist unfroh dein Herz, verlebt deine Züge, 
Ist Harm in deinem Gemüte da, 
Gleicht einem Wanderer ferner Wege dein Antlitz, 
Istvon Nässe und Sonnenglut dein Antlitz versengt, 
... und läufst in die Steppe?«

Gilgamesch sprach zu ihm, zu Utnapischtim: 

»Utnapischtim, sollen meine Wangen nicht abgezehrt sein, nicht gebeugt mein Antlitz? 
Nicht unfroh mein Herz sein, nicht verlebt meine Züge, 
Nicht Harm in meinem Gemüte sein, 
Nicht gleichen einem Wanderer ferner Wege mein Antlitz, 
Nicht von Nässe und Sonnenglut mein Antlitz versengt sein, 
..., ich nicht in die Steppe laufen?
Mein Freund, der flüchtige Maulesel, der Wildesel des Gebirges, der Panther der Steppe! 
Enkidu, mein Freund, der flüchtige Maulesel, der Wildesel des Gebirges, der Panther der Steppe! 
Nachdem wir, alles gemeinsam verrichtend, den Berg erstiegen, 
Die Stadt ... einnahmen, den Himmelsstier töteten, 
Auch den Chumbaba umbrachten, der da wohnte im Zedernwald, 
In den Pässen der Berge Löwen töteten!
Mein Freund, den ich über die Maßen geliebt, 
Der mit mir durch alle Beschwernisse zog, 
Enkidu, mein Freund, den ich über die Maßen geliebt, 
Der mit mir durch alle Beschwernisse zog - 
Es hat ihn ereilt die Bestimmung des Menschen.
Um ihn weint' ich sechs Tage und sieben Nächte, 
Ich gab nicht zu, daß man ihn begrübe, 
Bis daß der Wurm sein Gesicht befiel. 
Mir graute vor meines Freundes Aussehn, 
Ich erschrak vor dem Tod, daß ich lief in die Steppe! 
Meines Freundes Sache lastet auf mir, 
Daß ich lief einen fernen Pfad in die Steppe! 
Enkidus, meines Freundes, Sache lastet auf mir, 
Daß ich lief einen fernen Weg in die Steppe!
Ach, wie soll ich stumm bleiben? Ach, wie schweigen? 
Mein Freund, den ich liebte, ist zu Erde geworden! 
Enkidu, mein Freund, den ich liebte, ist zu Erde geworden! 
Werd ich nicht auch wie er mich betten 
Und nicht aufstehn in der Dauer der Ewigkeit?«

Gilgamesch sprach zu ihm, zu Utnapischtim: 

»Auf daß ich käme zu Utnapischtim, Den sie den Fernen nennen, sehen möge - 
Durchirrte ich wandernd all die Lande, Überschritt ich viele beschwerliche Berge, 
Fuhr ich hin über alle die Meere, Erlabte sich mein Antlitz nicht an süßem Schlummer, 
Kränkte ich durch Nicht-Schlafen mich selber, 
Erfüllte ich meine Adern mit Harmdoch was gewann ich zum Leben? 
Da zum Haus der Schenkin ich noch nicht gelangt war, 
War meine Kleidung schon abgenützt. 
Ich tötete Bär, Hyäne, Löwe, Panther, Tiger, 
Hirsch, Steinbock, das Wild und der Steppe Getier
Ich aß ihr Fleisch, zog an ihre Felle. 
Verriegeln möge man endlich das Tor zur Wehklage
Mit Pech und Asphalt soll man es verschließen! 
Weil mich mit Freudenspiel nicht ..., 
Reißt mich Armen ab ... «

Utmapischrim sprach zu ihm, zu Gilgamesch:

»Warum, Gilgamesch, vermehrst du die Klage, 
Der du aus Fleisch der Götter und Menschen herrlich gestaltet bist, 
Der wie dein Vater und deine Mutter... tat? 
Wurdest du irgendwann, Gilgamesch, einem Tölpel ...? 
Einen Thron in der Versammlung stellen sie hin, ... 
Dem Tölpel jedoch wurde Biersatz statt Butter gegeben, 
Kleie und altes Mehl, das wie ... ist. 
Angetan ist er nur mit einer Leibbinde statt ... 
Und ihn statt eines Gürtels ... 
Weil er nicht ... hat ..., 
Ein Wort des Rates nicht annimmt ... 
Kümmere dich um ihn, Gilgamesch, ...

[3 Verse fehlen]

Eine Mondfinsternis ... 
Wach sind die Götter ... 
Sind ruhelos bemüht ... 
Seit jeher ist vorhanden ... 
Du bemüh dich und ...! 
Deine Hilfe gewähre ...

[5 Verse fehlen]

...nahmen sie zu seinem Schicksal. 
Du wurdest nun schlaflos, doch was hattest du davon? 
Da du nicht schläfst, seufzt du ... 
Deine Adern füllst du mit Harm ... 
Deine Tage, die schon ferngerückt waren, bringst du dir wieder heran. 
Die Menschen, deren Nachkommen wie Rohr abgeknickt sind, 
Den guten Mann, das gute Mädchen 
... nimmt weg der Tod. 
Möchte da etwa jemand den Tod sehen, jemand des Todes Angesicht, 
Jemand des Todes Ruf hören? 
Und doch ist es der grimme Tod, der die Menschen abknickt! 
Irgendwann errichten wir ein Haus! 
Irgendwann siegeln wir ein Testament! 
Irgendwann teilen die Brüder! 
Irgendwann herrscht Haß im Lande! 
Irgendwann führte das Hochwasser des angeschwollenen Flusses (etwas) davon, 
Libellen treiben flußab! 
Ein Antlitz, das in die Sonne sehen könnte, 
Gibt es seit jeher nicht.

Der Verschleppte und der Tote, wie gleichen sie einander! 
Das Bild des Todes zeichnen sie nicht! 
Ja, du Mensch, Mann! Seit Enlil segnete, 
Sind die Anunnaki, die großen Götter, versammelt, 
Mammetum, des Schicksals Erzeugerin, 
Bestimmt mit ihnen die Schicksale 
Sie haben Tod oder Leben zugeteilt, 
Des Todes Tage aber nicht bekannt gemacht. «

Elfte Tafel

Gilgamesch sprach zu ihm, zum fernen Utnapischtim:

»Schau ich auf dich, Utnapischtim, 
So sind deine Maße nicht anders - wie ich bist du, 
Ja, du bist nicht anders - wie ich bist du! 
Mein Herz ist ganz darauf gerichtet, mit dir zu kämpfen, 
Und doch ist mein Arm untätig gegen dich! 
Daher sage mir: wie tratst du in die Schar der Götter und gingst dem Leben nach?«

Utnapischtim sprach zu ihm, zu Gilgamesch:

»Ein Verborgenes, Gilgamesch, will ich dir eröffnen, 
Und der Götter Geheimnis will ich dir sagen. 
Schuruppak - eine Stadt, die du kennst, 
Die am Ufer des Euphrat liegt -, 
Diese Stadt war schon alt, und die Götter waren ihr nah. 
Eine Sintflut zu machen, entbrannte das Herz den großen Göttern. 
Den Eid leistete ihr Vater Anu, Enlil, der Held, der sie berät, 
Ihr Minister Ninurta, ihr Deichgraf Ennugi
Ninschiku-Ea hatte mit ihnen geschworen
Ihre Rede jedoch gab er einem Rohrhaus wieder:

'Rohrhaus, Rohrhaus! Wand, Wand! 
Rohrhaus, höre, Wand, begreife! 
Mann von Schuruppak, Sohn Ubara-Tutus! 
Reiß ab das Haus, erbau ein Schiff, 
Laß fahren Reichtum, dem Leben jag nach! 
Besitz gib auf, dafür erhalt das Leben! 
Heb hinein allerlei beseelten Samen ins Schiff! 
Das Schiff, welches du erbauen sollst - 
Dessen Maße sollen abgemessen sein, 
Gleichgemessen seien ihm Breite und Länge
Du sollst es wie das Apsû bedachen.'

Da ich's verstanden, sprach ich zu Ea, meinem Herrn:

'Das Geheiß, Herr, das du mir gegeben, 
Ich achtete wohl darauf und werde danach tun. 
Wie antwort ich aber der Stadt, der Bürgerschaft und den Ältesten?'

Ea tat zum Reden den Mund auf und sprach zu mir, seinem Knecht:

'Du Mann, zu ihnen sollst also du reden: 

Mir scheint, daß Enlil nichts mehr von mir wissen will
Da darf ich in eurer Stadt nicht mehr wohnen, 
Darf auf Enlils Boden meine Füße nimmer setzen. 
So will ich steigen hinab zum Apsû. 
Dann wohn ich bei meinem Herren Ea. 
Auf euch aber läßt er dann Überfluß regnen, 
Ertrag der Vögel, auch "Verborgenes" der Fische! 
Schenken wird er euch Reichtum und Ernte. 
Am Morgen wird er Küchlein, 
Am Abend auf euch einen Weizenregen niedergehen lassen! -'

Kaum daß ein Schimmer des Morgens graute, 
Versammelt' zu mir sich das Land. 
Der Zimmermann brachte die Holzpfosten, Der Bootsbauer brachte die Klammern. 
... die Männer... 
... das Geheimnis. 
Das Kind trug herzu das Erdpech, der Arme ... brachte den Bedarf heran.

Am fünften Tage entwarf ich des Schiffes Außenbau

Ein "Feld" groß war seine Bodenfläche, 
Je zehnmal zwölf Ellen hoch seine Wände, 
Zehnmal zwölf Ellen ins Geviert der Rand seiner Decke.

Ich entwarf seinen Aufriß und stellte es dar: 

Sechs Böden zog ich ihm ein, 
In sieben Geschosse teilt' ich es ein.

Seinen Grundriß teilte ich neunfach ein.' 

Wasserpflöcke' schlug ich ihm ein in der Mitte.

Für Schiffsstangen sorgt' ich, legte nieder den Bedarf: 

Sechs Saren Erdpech goß für den Ofen ich dar, Drei Saren Pech tat ich hinein
Drei Saren Korbträgersleute waren es, die das Öl trugen: 
Außer einem Sar Öl, das das Backmehl verbrauchte, 
Zwei Saren Öl, die der Schiffer speicherte.

Rinder schlachtete ich für den Proviant, 
Schafe tötete ich Tag für Tag
Most, Feinbier, Öl und Wein, 
Dazu Suppen tranken sie, als ob's Flußwasser wäre, 
Daß sie ein Fest begingen als wie am Neujahrstag! 

Bei Sonnenaufgang legte ich Hand an, das Letzte zu tun
Das Schiff war fertig am siebenten Tag bei Sonnenuntergang.

Schwierig waren ... 
Immer neue Stützhölzer brachten sie "oben und unten", 
Bis das Schiff zu zwei Dritteln im Wasser schwamm.
Was immer ich hatte, lud ich darein: 
Was immer ich hatte, lud ich darein an Silber, 
Was immer ich hatte, lud ich darein an Gold, 
Was immer ich hatte, lud ich darein an allerlei Lebenssamen: 
Steigen ließ ich ins Schiff meine ganze Familie und die Hausgenossen, 
Wild des Feldes, Getier des Feldes, 
Alle die Meistersöhne hab ich hineinsteigen lassen.
Den Zeitpunkt hatte Schamasch mir so angesetzt:

'Am Morgen werde ich Küchlein, am Abend einen Weizenregen niedergehen lassen. 
Dann tritt hinein ins Schiff und verschließ dein Tor!'

Der Zeitpunkt kam herbei: 

Am Morgen gingen Küchlein nieder, am Abend ein Weizenregen. 
Des Wetters Aussehn betrachtete ich - Das Wetter war fürchterlich anzusehn.
Ich trat hinein ins Schiff und verschloß mein Tor. 
Dem Schiffer Pusur-Amurri, dem Verpicher des Schiffes, 
Übergab den Palast ich samt seiner Habe.
Kaum daß ein Schimmer des Morgens graute, 
Stieg schon auf von der Himmelsgründung schwarzes Gewölk. 
In ihm drin donnert Adad, vor ihm her ziehen Schullat und Chanisch
Über Berg und Land als Herolde ziehen sie. 
Eragal reißt den Schiffspfahl heraus, 
Ninurta geht, läßt das Wasserbecken ausströmen, 
Die Anunnaki hoben Fackeln empor, 
Mit ihrem grausen Glanz das Land zu entflammen. 
Die Himmel überfiel wegen Adad Beklommenheit, 
Jegliches Helle in Düster verwandelnd
Das Land, das weite, zerbrach wie ein Topf.
Einen Tag lang wehte der Südsturm..., 
Eilte dreinzublasen, die Berge ins Wasser zu tauchen, 
Wie ein Kampf zu überkommen die Menschen. 
Nicht sieht einer den andern, 
Nicht erkennbar sind die Menschen im Regen.

Vor dieser Sintflut erschraken die Götter, 
Sie entwichen hinauf zum Himmel des Anu - 
Die Götter kauern wie Hunde, sie lagern draußen! 
Es schreit Ischtar wie eine Gebärende, 
Es jammert die Herrin der Götter, die schönstimmige:

'Wäre doch jener Tag zu Lehm geworden, 
Da ich in der Schar der Götter Schlimmes geboten! 
Wie konnte in der Schar der Götter ich Schlimmes gebieten, 
Den Kampf zur Vernichtung meiner Menschen gebieten! 
Erst gebäre ich meine lieben Menschen, 
Dann erfüllen sie wie Fischbrut das Meer!'

Die Anunnaki-Götter klagen mit ihr, 
Die Götter ... sitzen da und weinen
Die verdorrten Lippen nehmen ... -Speisen.
Sechs Tage und sieben Nächte 
Geht weiter der Wind, die Sintflut, 
Ebnet der Orkan das Land ein.

Wie nun der siebente Tag herbeikam, 
Schlug plötzlich nieder der Orkan die Sintflut, den Kampf, 
Nachdem wie eine Gebärende sie um sich geschlagen. 
Ruhig und still ward das Meer, Der böse Sturm war aus und die Sintflut.

Ausschau hielt ich einen Tag lang, da war Schweigen ringsum, 
Und das Menschengeschlecht war ganz zu Erde geworden! 

Gleichmäßig war wie ein Dach die Aue. 
Da tat ich eine Luke auf, Sonnenglut fiel aufs Antlitz mir
Da kniete ich nieder, am Boden weinend, 
Über mein Antlitz flossen die Tränen. - 
Nach Ufern hielt ich Ausschau in des Meeres Bereich: 

Auf zwölfmal zwölf Ellen stieg auf eine Insel, Zum Berg Nißir trieb heran das Schiff.
Der Berg Nißir erfaßte das Schiff und ließ es nicht wanken
Einen Tag, einen zweiten Tag erfaßte der Berg Nißir das Schiff und ließ es nicht wanken
Einen drittenTag, einen vierten Tag erfaßte der Berg Nißir das Schiff und ließ es nicht wanken
Einen fünften und sechsten erfaßte der Berg Nißir das Schiff und ließ es nicht wanken.
Wie nun der siebente Tag herbeikam, Ließ ich eine Taube hinaus
Die Taube machte sich fort - und kam wieder: 
Kein Ruheplatz fiel ihr ins Auge, da kehrte sie um. -
Eine Schwalbe ließ ich hinaus
Die Schwalbe machte sich fort - und kam wieder: 
Kein Ruheplatz fiel ihr ins Auge, da kehrte sie um. -
Einen Raben ließ ich hinaus
Auch der Rabe machte sich fort da er sah, wie das Wasser sich verlief, 
Fraß er, scharrte, hob den Schwanz - und kehrte nicht um.
Da ließ ich hinausgehn nach den vier Winden, ich brachte ein Opfer dar, 
Ein Schüttopf er spendete ich auf dem Gipfel des Berges: 
Sieben und abermals sieben Räuchergefäße stellte ich hin, 
In ihre Schalen schüttete ich Süßrohr, Zedernholz und Myrte.

Die Götter rochen den Duft, 
Die Götter rochen den wohlgefälligen Duft, 
Die Götter scharten wie Fliegen sich um den Opferer. 
Sobald wie die Mach herzugekommen, 
Hob sie die großen Fliegengeschmeide empor, 
Die Anu ihr zum Vergnügen gemacht:

'Ihr Götter hier, so wahr des Lasuramuletts 
An meinem Halse ich nicht vergesse: 
Will ich die Tage hier, fürwahr, mir merken, 
Daß ewig ihrer ich nicht vergesse! 
Die Götter mögen nur kommen zum Schüttopf er! 
Doch Enlil soll nicht kommen zum Schüttopfer, 
Weil er unüberlegt die Sintflut machte 
Und meine Menschen dem Verderben anheimgab!'

Sobald wie Enlil herzugekommen, 
Sah das Schiff und ergrimmte Enlil, 
Voller Zorn ward er über die Igigi-Götter:

»Eine Seele wäre entronnen? 
Überleben sollt' niemand das Verderben!«

Ninurta tat zum Reden den Mund auf 
Und sprach zu Enlil, dem Helden:

»Wer bringt denn etwas hervor außer Ea? 
Auch kennt ja Ea jedwede Verrichtung!«

Ea tat zum Reden den Mund auf 
Und sprach zu Enlil, dem Helden:

»Held, du Klügster unter den Göttern! 
Ach, wie machtest unüberlegt du die Sintflut?!
Seine Sünde leg auf dem Sünder! 
Seinen Frevel leg auf dem Frevler! 
Lockere, daß nicht ganz abgeschnitten werde
Ziehe hin, daß nicht getötet werde! 
Statt daß eine Sintflut du machst, 
Mag ein Löwe aufstehen, die Menschen zu mindern! 
Statt daß eine Sintflut du machst, 
Mag ein Wolf aufstehen, die Menschen zu mindern! 
Statt daß eine Sintflut du machst, 
Mag eine Hungersnot gesandt werden, das Land zu fällen! 
Statt daß eine Sintflut du machst, 
Mag Era aufstehen, die Menschen zu erwürgen! 
Nicht aber enthüllt' ich der großen Götter Geheimnis! 
Den Hochgescheiten ließ ich schaun einen Traum! 
So vernahm er der Götter Geheimnis
Schaffet nun für ihn Rat!«

Da hat Enlil das Schiff bestiegen, 
Meine Hand gefaßt, mich einsteigen lassen, 
Lassen einsteigen, knien mein Weib neben mir, 
Hat berührt unsere Stirn, zwischen uns stehend, uns segnend:

»Ein Menschenkind war zuvor Utnapischtim
Uns Göttern gleiche fortan Utnapischtim und sein Weib! 
Wohnen soll Utnapischtim fern an der Ströme Mündung!?«
Da nahmen sie mich und ließen mich fern an der Ströme Mündung wohnen. -
Wer aber wird nun zu dir die Götter versammeln, 
Daß du findest das Leben, welches du suchst? 
Auf, begib des Schlafs dich sechs Tage und sieben Nächte!
Als er sich nun zu Boden gesetzt - Wie ein Nebel haucht der Schlaf ihn an. 
Utnapischtim sprach zu ihr, zu seiner Gattin:

»Sieh den Mann, der Leben verlangte! 
Wie ein Nebel haucht der Schlaf ihn an!«

Seine Gattin sprach zu ihm, zu Utnapischtim: 

»Faß ihn an, daß der Mensch erwache! 
Den Weg, den er kam, kehr' er in Frieden, 
Durchs Tor, da er auszog, kehr' er zur Heimat!«

Utnapischtim sprach zu ihr, zu seiner Gattin: 

»Trügerisch sind die Menschen, er wird auch dich betrügen! 
Auf, back ihm Brote, leg sie ihm zu Häupten, 
Und die Tage, die er schlief, vermerk an der Wand!«

Sie buk ihm Brote, legte sie ihm zu Häupten, 
Und die Tage, die er schlief, bezeichnet' sie ihm an der Wand. 
Sein Brot ist ganz trocken, sein erstes, 
Das zweite kaum genießbar, das dritte noch feucht, 
Das vierte ward weiß - sein Röstbrot! 
Leicht grau geworden ist das fünfte, das sechste schon gar gebacken, 
Das siebente - gleichzeitig rührt' er ihn an, 
Da erwachte der Mensch.

Gilgamesch sprach zu ihm, zum fernen Utnapischtim: 

»Sowie der Schlaf auf mich niederquoll, Hast du alsbald mich angerührt und mich aufgestört!«

Utmapischtim sprach zu ihm, zu Gilgamesch: 

»Auf, zähle, Gilgamesch, zähl deine Brote! 
Was auf der Wand eingezeichnet ist, möge dir kund werden! 
Dein Brot ist ganz trocken, dein erstes, 
Das zweite kaum noch genießbar, das dritte noch feucht, 
Das vierte ward weiß - dein Röstbrot, 
Leicht grau geworden ist das fünfte, das sechste schon gar gebacken, 
Das siebente - gleichzeitig wachtest du auf!«

Gilgamesch sprach zu ihm, zu Utnapischtim: 

»Ach, wie soll ich handeln, wo soll ich hingehn? 
Da der Raffer das Innere mir schon gepackt hat! 
In meinem Schlafgemach sitzt der Tod, 
Selbst wenn ich den Fuß an einen Ort des Lebens setzen will: auch da ist der Tod!«

Utnapischtim sprach zu ihm, zum Schiffer Urschanabi: 
»Urschanabi, der Landeplatz mißachte dich, 
Die Übergangsstelle verschmähe dich! 
Der du einhergingst an seiner Küste, 
Entbehre nun seiner Küste!
Der Mensch, den du hergeführt - 
Von Schmutz ist befangen sein Leib, 

Die Schönheit seiner Glieder haben Felle entstellt. 
Nimm ihn, Urschanabi, bring ihn zum Waschort, 
Daß er wasche mit Wasser seinen Schmutz - wie Schnee! 
Seine Felle werf' er ab, daß das Meer sie entführe! 
Sein schöner Leib werde überspült! 
Seines Hauptes Binde werde erneuert! 
Ein Gewand zieh' er an, das seiner Würde gemäß ist! 
Bis daß er kommt zu seiner Stadt, 
Bis er gelangt auf seinen Weg, 
Werde nicht grau sein Gewand, neu bleib' es, neu!«

Es nahm ihn Urschanabi, bracht' ihn zum Waschort, 
Er wusch mit Wasser seinen Schmutz - wie Schnee! 
Seine Felle warf er ab, daß das Meer sie entführte, 
Sein schöner Leib wurde überspült. 
Seines Hauptes Binde wurde erneuert, 
Ein Gewand zog er an, das seiner Würde gemäß war. 
Bis daß er komme zu seiner Stadt, 
Bis daß er gelange auf seinen Weg, 
Sollt' es nicht grau werden, neu sollt' es bleiben, neu!

Gilgamesch und Urschanabi stiegen ins Schiff, Das Schiff setzten sie ein, und sie fuhren dahin.

Seine Gattin sprach zu ihm, zum fernen Utnapischtim: 

»Gilgamesch kam, hat sich abgemüht, abgeschleppt - Was solltest du ihm geben, daß er kehrt in die Heimat?«

Er aber, Gilgamesch, hob die Schiffsstange, Brachte das Schiff ans Ufer heran.

Utnapischtim sprach zu ihm, zu Gilgamesch: 

»Du, Gilgamesch, kamst, hast dich abgemüht, abgeschleppt- 
Was soll ich dir geben, daß du kehrst in die Heimat?
Ein Verborgenes, Gilgamesch, will ich dir enthüllen, 
Und ein Unbekanntes will ich dir sagen: 
Es ist ein Gewächs, dem Stechdorn ähnlich, 
Wie die Rose sticht dich sein Dorn in die Hand. 
Wenn dies Gewächs deine Hände erlangen, 
Findest du das Leben!«

Kaum hatte Gilgamesch dieses gehört, grub er einen Schacht. 
Da band er schwere Steine an die Füße, 
Und als zum Apsû sie ihn niederzogen, 
Da nahm er's Gewächs, ob's auch stach in die Hand, 
Schnitt ab von den Füßen die schweren Steine, 
Daß ihn die Flut ans Ufer warf.
Gilgamesch sprach zu ihm, zum Schiffer Urschanabi: 

»Urschanabi, dies Gewächs ist das Gewächs gegen die Unruhe, 
Durch welches der Mensch sein Leben erlangt! 
Ich will's bringen nach Uruk-Gart, es dort zu essen geben und dadurch das Gewächs erproben! 
Sein Name ist 'Jung wird der Mensch als Greis'
Ich will davon essen, daß mir wiederkehre die Jugend.« - 

Nach zwanzig Doppelstunden nahmen sie einen Imbiß ein, 
Nach dreißig Doppelstunden schickten sie sich zur Abendrast.

Da Gilgamesch einen Brunnen sah, dessen Wasser kalt war, 
Stieg er hinunter, sich mit dem Wasser zu waschen. 
Eine Schlange roch den Duft des Gewächses. 
Verstohlen kam sie herauf und nahm das Gewächs
Bei ihrer Rückkehr warf sie die Haut ab!

Zu der Frist setzte Gilgamesch weinend sich nieder, 
Über sein Antlitz flossen die Tränen: 

»Ach, rate mir doch, Schiffer Urschanabi! 
Für wen, Urschanabi, mühten sich meine Arme? 
Für wen verströmt mein Herzblut? 
Nicht schafft' ich Gutes mir selbst - 
Für den Erdlöwen wirkte ich Gutes! 
Jetzt steigt zwanzig Doppelstunden weit die Flut, 
Und ich ließ, als den Schacht ich grub, das Werkzeug fallen! 
Welches könnte ich finden, das an meine Seite ich legte? 
Wäre ich doch zurückgewichen und hätte das Schiff am Ufer gelassen!«

Nach zwanzig Doppelstunden nahmen sie einen Imbiß ein, 
Nach dreißig Doppelstunden schickten sie sich zur Abendrast.

Als sie hinein nach Uruk-Gart kamen, 
Sprach Gilgamesch zu ihm, zum Schiffer Urschanabi:

»Steig einmal, Urschanabi, auf die Mauer von Uruk, geh fürbaß, 
Prüfe die Gründung, besieh das Ziegelwerk, 
Ob ihr Ziegelwerk nicht aus Backsteinen ist, 
Ihren Grund nicht legten die sieben Weisen! 
Ein Sar die Stadt, ein Sar die Palmgärten, 
Ein Sar die Flußniederung, dazu der (heilige) Bereich des Ischtartempels: 
Drei Sar und den (heiligen) Bereich von Uruk umschließt sie!«

 

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